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1. Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 239

1903 - Breslau : Goerlich
Ii 239 umfaßte 21000 Quadratmeilen mit über 35 Millionen Einwohnern. (Vergleiche damit die Größe Deutschlands im 15. Jahrhundert!) Noch vor 1773 war es 13 600 Quadratmeilen groß und hatte über 12 Millionen Einwohner. — Einzelne Landesteile trennten sich schon frühe von Polen. Schlesien wurde schon vor 600 Jahren ein größtenteils deutsches und von Polen unabhängiges Land; nur in Oberschlesien erhielt sich noch die polnische Sprache, aber mit Polen hat Schlesien seit mehreren Jahrhunderten nichts mehr gemein. Ost- und West-preußen eroberte der (von polnischen Fürsten herbeigerufene) deutsche Ritterorden. Später eroberten die Polen Westpreußen wieder und machten auch Ostpreußen von sich abhängig, bis der Große Kurfürst das letztere Land als unabhängiges Eigentum erwarb. — 2.Wodurch wurde derverfall des mächtig en Reiches herbeigeführt? a) Seit alter Zeit gab es in Polen einen überaus zahlreichen und unter sich vollständig an Rang gleichen Adel (Schlachta), welcher für sich und für die Geistlichkeit immer größere Vorrechte erlangte. Die Bürger in den Städten wurden mehr und mehr bedrückt, die Bauern gerieten allmählich in die schlimmste Leibeigenschaft. So wenig achtete der Adlige den Bauern junb so sehe unterscheidet er sich noch heute auch äußerlich von ihm, daß man wohl annehmen darf, der Adel stamme von einem anderen Volke ab, das einst die ganze Masse des niederen Volkes sich unterwarf. Daher lebte das niedere Volk elend und stumpfsinnig dahin, und das Land wurde schlecht angebaut, b) Der Adel wählte den König. Heute wird fast überall so gewählt, daß die Mehrheit entscheidet und die Minderheit sich fügen muß. In Polen kam es dahin, daß Stimmeneinheit herrschen mußte; wenn ein einziger Adliger erklärte: „Ich will nicht", so konnte der König nicht gewählt werden, der Reichstag mußte vertagt und alle Beschlüsse des Reichstages mußten aufgehoben werden. Daher kam es zu vielen Streitigkeiten, zu Krieg und Totschlag zwischen den streitenden Parteien, c) Fast immer suchten Fürsten der einzelnen Landschaften die Herrschaft über das ganze Reich an sich zu reißen; viele ließen sich vom Auslande (Frankreich, Schweden, Österreich) bestechen. Der König verlor immer mehr an Macht und Einfluß und konnte dem Lande nicht helfen. Wann fand die erste Teilung Polens statt? 1773 versammelte sich ein polnischer Reichstag, der diese Teilung gut hieß. Welche Teile des Landes waren in besserem Zustande? Schon im 12. und 13. Jahrhundert kamen viele Deutsche nach Polen und bauten Städte und Dörfer. Die Fürsten und Könige verliehen ihnen viele Vorrechte, insbesondere blieben die Bürger von der Leibeigenschaft befreit. Daher wurden die Städte reich und mächtig. In der Zeit des Verfalls verloren die Städte viel von ihrer Freiheit und ihrem Wohlstände, aber sie waren immer noch weit besser ausgestattet, als die polnischen Städte, deren Bewohner von Abgaben und Dienstleistungen erdrückt wurden. (Eine sehr eingehende, urkundlich begründete Schilderung jener Verhältnisse bietet Max Behaim-Schwarzbach, „Der Netze- < distrikt in feinem Bestände zur Zeit der ersten Teilung Polens" in der „Zeitschrift der Historischen Gesellschaft für die Provinz Posen (1892)." 3. Wie sahen die Dörfer aus? Warum lebte das Landvolk in so kümmerlichen Verhältnissen? (Größerer Fleiß hätte nichts genützt, denn seine Erträge sielen doch dem Grundherrn zu, überdies konnte an manchen Orten der Bauer
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