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1. Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 300

1903 - Breslau : Goerlich
Ii 300 Derliefung. Sehr schön schildert der Geschichtsschreiber Droysen in den „Vorlesungen über die Freiheitskriege" die Umwandlung des deutschen Volksgeistes während jener Unglückszeit. „In Schmach und Jammer lernten wir, was es heißt, ein Volk sein, ein Vaterland haben. Mit wahrer Inbrunst wandten wir uns zurück zu den Bildern unserer großen Vergangenheit, unserer mittelalterlichen und urdeutschen Herrlichkeit; wie ein Mahnruf war die „Hermannsschlacht" (Schauspiel von H. Kleist). Nun erst erhoben wir den Blick zu unsern alten Domen und den trotzkecken Burgen, nun erst begannen uns die frommen Bilder und Schnitzereien unserer alten Meister verständlich zu werden und anzuheimeln. . . Und zu dem Fernsten Nächstes: wohin drang nicht das Lied vom Sandwirt von Passeyr, von Schill, dem tapferen Helden, von der Rose, der „schönen Königsrose, die der Sturm gebrochen". In der Hütte sah man ihre Bilder neben dem „alten Fritz" angeklebt. . Wie zündeten Fichtes Reden an die Nation; Luden trat kühnen Mutes auf wider das Wesen im Rheinbund; man begann deutsche Geschichte im deutschen Sinne und für das Volk zu schreiben. Es erwachte der Glaube an ein deutsches Vaterland wieder. .So reifte Deutschland zur Befreiung, bis ein Feuer aufschlug, das alle Berechnungen seiner Feinde zu Schanden machte." Ein Sammelplatz für die edleren Geister wurde die Universität Berlin, welche 1807 von Halle aus dorthin verlegt wurde. Friedrich Wilhelm Iii. sagte bei dieser Gelegenheit: „Der Staat muß durch geistige Kräfte ersetzen, was er an physischen verloren hat." Einer ihrer berühmtesten Lehrer wurde Johann Gottlieb Fichte, als der Sohn eines armen Dorfwebers 1762 zu Rammenau (bei Kamenz, dem Geburtsorte Lessings) geboren. Unter großen Entbehrungen studierte er und wandte sich der Philosophie zu. Nach schwerem Ringen wurde er durch ein (in vier Tagen geschriebenes) Werk („Versuch einer Kritik aller Offenbarung") berühmt, erhielt eine Anstellung als Universitätsprofessor in Jena und ging dann nach Berlin. Die Ereignisse des Jahres 1806 sagte er warnend voraus, steuerte auch eine für seine Verhältnisse sehr bedeutende Summe zur Ausrüstung des Heeres bei und hielt nach der Niederlage, unter den Augen des französischen Befehlshabers, furchtlos seine berühmten „Reden an die deutsche Nation". „Kein Mensch und kein Gott und keins von allen im Gebiete der Möglichkeit liegenden Ereignissen kann uns helfen", sagt er an einer Stelle, „sondern wir selbst müssen uns Helsen, wenn uns geholfen werden soll. Die Kunst der Erziehung soll sein: einen festen, unfehlbaren und guten Willen im Menschen zu bilden." Als endlich der Tag der Erhebung Deutschlands anbrach, wollte Fichte als Redner dem Heere folgen, um die Soldaten zu begeistern; da ihm dies versagt wurde, trat er zum Landsturm ein. Er starb am 27. Januar 1814 am Nervenfieber. Ernst Moritz Arndt, 1769 in Schoritz auf Rügen geboren, studierte in Greifswald und Jena und erhob mutig seine Stimme gegen Napoleon, als alles furchtsam schwieg. In seinen Schriften „Germanien und Europa", „Geist der Zeit" und in zahlreichen Gedichten suchte er den Zorn des Volkes gegen einen Unterdrücker zu erwecken. 1812 ging er mit dem Freiherrn von Stein nach Rußland, kehrte bei Beginn der Befreiungskriege zurück und begeisterte die Kämpfer durch seine unvergänglichen kraftvollen Lieder. Später als Professor in Bonn angestellt, wurde er in der Zeit der Demagogenriecherei seines
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