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1. Bd. 1 = Mittelstufe - S. 181

1911 - Goslar a. H. : Danehl
— 181 — diesen kämpfen. Da fielen sie vom größten bis zum geringsten, einige durch den Speer, andre durch das Schwert, andre durch die Streitaxt und wiederum andre durch Pfeile und Wurfspieße. Einige wurden lebendig geschunden, anbere verbrannt und andere an Bäumen ausgehängt. Darauf zogen sich die Mauren eine Strecke zurück. Noland aber war noch nicht gefallen, sondern als die Heiden sich zurückzogen, forschte er nach, wie es mit den Seinen stände. Da erblickte er einen Mauren, der kampfesmüde sich in den Wald zurückgezogen hatte und dort ausruhte. Sogleich er- griff ihn Roland und band ihn mit vier starken Stricken an einen Baum. Dann stieg er auf eine Anhöhe, um sich nach den Feinden umzusehen, und als er ersannt hatte, daß ihrer viele in der Nähe waren, stieß er in sein gewaltiges Horn Olifant, um die Franken zu rufen, welche etwa noch am Leben wären und sich verloren haben möchten. Da versammelten sich gegen hundert um ihn, und mit diesen stieg er wieder hinab ins Tal Roncesval. Als er zu dem Mauren kam, den er gefesselt hatte, band er ihn los, erhob die entblößte Klinge seines Schwertes über das Haupt des Mauren und sprach zu ihm: „Wenn du jetzt mitkommst, und mir den Marfilies zeigst, so sollst du das Leben behalten; wenn aber nicht, so mußt du sterben." So ging denn der Maure voran; Roland folgte ihm, und der Maure zeigte ihm halb in der Ferne den Marfilies, der auf einem Rotfuchs saß und seinen runden Schild schwang. Da ließ Roland seinen Gefangenen entweichen; er selbst aber betete zu Gott und stürzte sich daun mit seiner kleinen Schar auf die Mauren. Einer von diesen kam zu ihm heran, der war größer und stärker als die andern. Aber Roland faßte sein Schwert und spaltete ihn mit einem Hiebe vom Scheitel an, also das rechts und links vom Pserde ein halber Mann niedersank. Da erfaßte Schrecken die andern; sie eilten davon und ließen Marfilies mit wenigen Begleitern dort allein im Felde. Roland aber vertraute aus Gott und die Kraft seines Armes und drang in die Reihen der Mauren, gerade auf Marfilies zu. Der begann zu fliehen, aber Roland erreichte ihn und schlug ihn mit starker Hand. Unterdessen waren aber die hundert Begleiter Rolands, die vom Frankenheer noch übrig waren, alle gefallen, und Roland selbst von vier Speeren und außerdem von Steinwürfen hart verletzt, und nur mit Mühe gelang es ihm, zu entkommen. Kaiser Karl war aber mit seinem Heere schon über die Spitze der Berge hinüber und wußte nichts von dem, was in seinem Rücken geschah. Da irrte der gewaltige Held Roland kampfesmüde und tief bekümmert um den Untergang eines so herrlichen Heeres und so vieler Christen einsam umher und kam bis an den Fuß des Berges, welchen er nicht mehr zu übersteigen vermochte. Dort stand ein Baum neben einem Marmorstein, der da im Tale Roneesval errichtet war; neben dem sprang Roland vom Pferde und überdachte sein Geschick. Noch hatte er sein Schwert Durenda, das herrliche und leuchtende, von kostbarer Arbeit, scharf zugleich und stark, das nur Rolands Arm mit rechter Kraft schwingen konnte. Den Namen Durenda aber hatte es von seinen harten (durus) Schlägen. Dies Schwert zog Roland aus der Scheide, betrachtete es eine Weile, und mit Tränen im Auge sprach er alsdann. „O, bu herrliches, immerbar leuchtenbes Schwert, bu bist geziert mit einem elfenbeinernen Griff und mit einem goldenen Kreuze, bu trägst den Namen Gottes eingegraben auf deiner Klinge, du bist mit allen Tugenden eines Schwertes begabt. Wer aber soll von nun an dich führen im Streite? Die Mauren finb durch dich von meinem Arme gefällt, und so oft ich einen der Ungläubigen niederschlug, gedachte ich babei an Gott und Christum und an seinen Willen. Nun aber werden die Ungläubigen dich hinwegnehmen, und du wirst ihnen dienen müssen!" Als Roland diese Worte sprach, schmerzte es ihn so tief, daß er mit seinem Schwert Durenda auf den Marmorstein schlug, der sich dort befand. Aber das Schwert zerspaltete den L-tein und brach doch nicht. Dreimal wiederholte es Roland, aber es wollte doch nicht gelingen; Durenda blieb unversehrt. Alsdann nahm Roland sein elfenbeinernes Heerhorn Olifant, faßte es mit beiden Händen und stieß mit Macht hinein, damit die Christen, welche etwa aus Furcht vor den Mauren im Walde versteckt wären, sich um ihn versammelten, ober wenn etwa einige von denen, die das Gebirge bereits überschritten hätten, den Ton vernähmen, ba| diese zu ihm kommen, bei seinem nahenden Ende gegenwärtig sein und dann sein Stoß und sein Schwert Durenda empfangen möchten. Er stieß aber mit solcher straft in das Horn, daß es zersprang und die Sehnen an seinem Halse zerrissen und das Kaiser Karl, der schon 60 km von dort entfernt war, den gewaltigen Schall
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