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1. Die Geschichte von Sachsen zum Unterricht in den vaterländischen Schulen - S. 26

1902 - Leipzig : Barth
26 sie auf Prokopius, der sie sogleich mit eisernen Dreschflegeln angreifen ließ. Da ward eine grenzenlose Verwirrung unter den Kaiserlichen. Sie hatten keinen kriegskundigen Anführer; sie verwickelten sich in ihren Rüstungen und in ihrer weitläufigen Wagenburg; es wurden 11 bis 12000 niedergemacht. Nur etwa 700 Vornehme, von denen ein starkes Lösegeld zu erwarten war, kamen mit Gefangenschaft davon. Der Kardinal Julian, jener päpstliche Gesandte, verlor auf der Flucht Meßgewand, Mütze und Bannbulle, und vermochte nur mit Mühe sein Leben zu retten. So unwiderstehlich waren damals die Hussiten, so entmutigt und verlassen alle umliegenden Nachbarstaaten. Erst als nach und nach Uneinigkeiten unter den Hussiten selbst entstanden, gelang es den Fürsten, Frieden mit ihnen zu schließen, und etwa um das Jahr 1436 war der schreckliche Hussitenkrieg als beendigt anzusehen.^ Leider fiel in die Regierungszeit Friedrichs des Sanftmütigen noch ein anderer höchst verheerender Krieg und zwar zu einer Zeit, wo sich das arme Sachsen von den Hussitengreueln noch nicht lange wieder erholt hatte. Es war der traurige Bruderkrieg 1445—50. Der Kurfürst und sein Bruder Wilhelm machten nämlich im Jahre 1445 eine Teilung ihrer Länder; der Kurfürst bekam als Hauptteil Meißen, und der Herzog Wilhelm, der in Weimar lebte, bekam Thüringen. Der letztere war aber auf Anstiften seines ränkevollen Rates, Apel von Vitzthum, nicht zufrieden mit seinem erhaltenen Teile. So kam's zu einem Kriege, an welchem fast alle Herren des Meißner- und Thüringerlandes eifrigen Anteil nahmen, die einen auf Friedrichs, die anderen auf Wilhelms Seite. Beide Brüder übten in diesem Kriege schwere Übelthaten, auch der „sanftmütige" Friedrich. Denkt nur daran, wie er einst nach Freiberg kam und von den dortigen Ratsherren forderte, sie sollten ihn allein von nun an als Gebieter anerkennen und von seinem Bruder sich gänzlich lossagen. Freiberg gehörte doch einmal seit der Teilung beiden Brüdern und hatte beiden Treue geschworen; es war sonach eine offenbare Ungerechtigkeit, die Bürger zum Eidbruch verleiten zu wollen. Doch als der alte Bürgermeister Niklas Weller mit sämtlichen Ratsherren vor den Kurfürsten hintrat und erklärte, er wolle lieber seinen Kopf verlieren, als die Treue brechen — da trat auch wieder die angeborene Milde Friedrichs hervor und er sprach versöhnt: „Nit Kop ab, Alter, solche ehrliche Leute brauchen wir mehr." Bei weitem größeres Unheil aber richtete Herzog Wilhelm an, denn er rief 9000 böhmische Mordbrenner zu Hilfe herein nach Meißen, und von ihnen ward namentlich die Gegend um Döbeln, Pegau und Zeitz fürchterlich verwüstet. Aber das fluchwürdigste Denkmal setzte sich dieses Raubgesindel in der Stadt Gera, die sie plünderten und verbrannten, wobei 5000 unschuldige Menschen ermordet wurden. Friedrich, der zu spät nach Gera kam, um die Greuel der Böhmen zu verhüten, gab auch hier wieder einen Beweis seiner nicht ganz erstorbenen Bruderliebe. Es
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