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1. Geschichte - S. 108

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
108 Trotzdem, daß die Stadt durch ihre Lage wie durch die Kunst gut befestigt war und vou 40,000 Mann vertheidigt wurde, eröffneten die Kreuzfahrer, die nur noch 35,000 Bewaffnete zählten und keine Belagerungswerkzeuge hatten, sogleich die Belagerung. Die wieder angefachte heilige Begeisterung ersetzte alles, und das Feldgeschrei: „Gott will's haben!" schallte vor den Mauern Jerusalems eben so feurig, wie vor vier Jahren ans den Feldern von Cler-inont, sonst hätten die letzten Leiden noch den Tapfersten hier zurückschrecken müssen. Man fand nämlich gar kein Trinkwasser, und die Hitze war so unerträglich, daß manche in die Erde krochen und ihre Brust mit kühlem Rasen bedeckten. Andere schlichen sich nahe an die Stadt, küßten andächtig die heiligen Mauern und starben dann vor Ermattung. In einem Wäldchen, mehrere Meilen von der Stadt, fand man mit genauer Noth noch Bäume, um einige Thürme zu bauen, die man auf Rädern an die Stadtmauer schob. Da alles fertig war, hielt mau einen Bittgang; man beichtete und commnnicierte und ging in Prozession um die Stadt. Die Belagerten spotteten darüber und entflammten dadurch die Wuth der Kreuzfahrer. Am folgenden Tage, den 14. Juli, wagten sie einen allgemeinen Sturm, aber umsonst. Die Mohamedaner warfen ihnen Steine und Balken ans die Hänpter, schütteten brennenden Schwefel und siedendes Oel ans sie und schwächten die Kraft ihrer Geschosse durch allerlei Flechtwerk, das sie von der Mauer herabhäugten. Mit Anbruch des folgenden Tages ward der Angriff noch heftiger erneuert; nach sieben Stunden begannen die Christen bereits zu weichen, als ein glänzender Ritter vom Oelberge herab mit seinem Schilde gegen die Stadt herwinkte. Gottfried ließ von seinem Kriegsthnrme die Fallbrücke ans die Stadtmauer fallen, und war der erste, der in die Stadt hinabfprang — am 15. Juli 1099, nachmittags 3 Uhr, an einem Freitage. Andere folgten dem tapfern Führer nach, öffneten die Thore und Jerusalem war erobert. Mit der Wuth himgenger Löwen stürzten die Soldaten in die Straßen, in die Häuser, und entehrten ihren Sieg durch ein fürchterliches Blnt-bad. Kein Alter, kein Geschlecht ward verschont. In einer Moschee, in welche sich über 10,000 Saracenen geflüchtet, wateten die Sieger bis an die Knöchel im Blute der Erschlagenen.
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