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1. Geschichte - S. 159

1871 - Freiburg im Breisgau : Herder
159 zösischen Heere zu widerstehen, zu dessen Vertilgung er jedoch andere Anstalten gemacht hatte. Ungehindert konnte Napoleon seinen Einzug halten, die Thore waren unverschlossen, kein Schuß von den Mauern geschah auf seine Leute, nirgends lauschte ein Feind. Aber zu seinem nicht geringen Befremden drängte sich auch nicht, wie in andern eroberten Städten, die neugierige Menge heran, ihn zu sehen und anzustaunen. Dumpfe Stille herrschte in allen Straßen wie auf einem Todtenacker unter Gräbern. Fast alle Einwohner waren mit ihrer besten Habe entflohen, und die noch übrigen hielten sich in dem Innern ihrer Häuser verborgen. Diese gänzliche Verödung der großen Stadt wollte den Franzosen nicht gefallen. Sie schien ihnen an sich schon sehr bedenklich, und dann merkten sie wohl, daß ihnen in den menschenleeren Häusern gar manches an ihrer Bequemlichkeit abgehen und die Küche _ schlecht bestellt sein würde. Doch trösteten sie sich mit der Aussicht auf eine unermeßliche Beute. Bald wurde ihnen auch dieser Trost geraubt. Auf einmal nämlich stieg an mehr als hundert Orten zugleich Feuer auf, Rauchwolken wirbelten in die Luft; bei einem heftigen Winde, der sich erhoben hatte, verbreitete sich der Brand wie ein Feuermeer über die ganze Stadt und wüthete mehrere Tage lang fort. Bald war das prächtige Moskau nichts weiter als ein Schutthaufen. Nichts blieb verschont als der Kreml oder das kaiserliche Residenzschloß, welches nebst den dazu gehörigen Gebäuden mit einer dreifachen Mauer und einem tiefen Graben umgeben war. Hier hatte Napoleon mit den vornehmsten Offizieren sein Quartier aufgeschlagen, indeß von seiner Mannschaft vor der Stadt ein Lager bezogen worden war. Durch die Einäscherung Moskaus war Napoleons ganzer Plau verrückt worden. Von Feinden umgeben, ohne Lebensmittel, ohne Kleidung und Obdach für sein Heer, konnte er hier nicht überwintern. Die kleinsten wie die größten Bedürfnisse mußten erst erkämpft werden. Die Russen wagten sich immer näher. So oft ein Trupp französischer Reiter nach Lebensmitteln auszog, waren ihm dre Kosaken auf dem Nacken. Noch furchtbarer als die Feinde uäherte sich die schlimme Jahreszeit. Schon war die Hälfte des Oktobermonats verstrichen und Napoleon saß noch immer in seinem Kreml, unschlüssig, was er be-
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