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1. Deutsche Geschichte von der Urzeit bis zum Ende des 30jährigen Krieges - S. 56

1903 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
56 Rudolf von Habsburg. bort dem Feinde los und kündigte ihm an, daß er mit einem Heere gegen ihn ziehen werde. Ein Fehdebrief. „Können wir uns der unrechten Gewalt und unseres Schadens an euch, an Land, Leuten und Gütern erwehren, so wollen wir es tun, unsere Ehre wohl an euch verwahret haben und euch da nicht zu antworten; denn das Recht sagt uns frei, ledig und los von aller Treue und Pflicht wegen der unrechten Gewalt, die ihr an uns getan habt mit Raub und Brand und Gefängnis, Wider eure besiegelten Briefe." Dann dauerte es nicht lange, und ein feindliches Heer tag vor der Burg. Konnten die Feinde den Belagerten selbst nicht freikommen, so trieben sie den zugehörigen Bauern das Vieh von Stall und Weide, steckten die Häuser in Brand, zertraten Gras und Getreide oder mähten es ab und besäten den Acker mit Unkraut. Der Bauer wurde erschlagen oder gefangen fortgeführt, und niemand ersetzte ihm seinen Schaden oder kümmerte sich mit sein Recht. So trieben die Ritter, gleich gemeinen Dieben, Wegelagerei und Raub. Sie hatten nur noch Lust an Raufen und rohem Treiben. Aus den edlen Rittern früherer Zeit waren Raubritter geworden. Sie aber fühlten das Schändliche ihres Treibens nicht einmal und sagten: Reiten und Rauben ist keine Schande, Das tun die besten Herren im Lande. 2. Rudolf von Habsburg wird deutscher König. In diesen rechtlosen Zeiten sehnte sich das deutsche Volk nach einem neuen Oberherrn. Aber die selbständig gewordenen Fürsten und Herren fürchteten, daß ein mächtiger und starker Kaiser ihnen ihre Macht beschränken könnte. Sie beschlossen daher, einen Mann zu wählen, der keine fürstliche Macht habe, der also ihnen nicht schaden könnte, der aber doch tapfer genug fei, die Unordnung im Lande zu beseitigen. So kamen sie auf den Grafen Rudolf von Habsburg. Graf Rudolf. Rudolf entstammte dem Geschlechte der Habsburger, die in dem Winkel am Zusammenfluß der Aar und Reuß ihr Stammschloß hatten, die Habsburg. Der Graf war nicht reich an Land und Leuten, dafür aber tapfer und fromm und weit und breit als biederer und leutseliger Mann bekannt. Einst wollte der Böhmenkönig wissen, wie Rudolf aussähe; da sagte ein Mönch, der den Grafen genau kannte, folgendes: „Herr König, Graf Rudolf ist ein magerer, langer Mann mit langer Adlernase, mäßig im Essen, bejahrt, doch kein Sechziger. Er hat viele Kinder, nämlich neun an der Zahl. Seit seiner Jugend hat er in größter Dürftigkeit gelebt; er ist treu gegen alle die ©einigen und hat sich von Kindesbeinen an in den Waffen, in Kriegen und Fehden herumgetummelt mw unendliche Mühe und 9?ot ertragen. Durch Klugheit siegt er mehr als durch Gewalt, und das Glück begünstigt ihn in allen Dingen." — Wollten Pilger eine Wallfahrt nacb Rom machen, so geleitete er sie durch die Alpen, er beschützte den Wagen ves Kaufmanns vor den Raubrittern. Auch der damalige Erzbischof von Mainz lernte feinen ritterlichen Sinn kennen. Als dieser einst nach Rom reiste, führte ihn Graf Rudolf sicher durch die Alpen und zurück. Beim Abschiede sagte der Erzbischof: „Wollte Gott, Hkrr Gras, ich lebte nur noch so lange, um Euch für den mir erwiesenen Dienst reichlich belohnen zu können." — Ein anderesmal ritt Rudolf mit feinem Knappen auf die Jagd. Da hörte er plötzlich im Walde ein Glöcklein
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