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1. Handbuch für den Geschichtsunterricht in preußischen Volksschulen - S. 22

1887 - Langensalza : Beyer
22 Zweiter Abschnitt. Bilder aus der Völkerwanderung. und Italien war 553 eine Provinz des oströmischen Reiches geworden; aber schon 15 Jahre später zieht abermal ein germanisches Volk über die Alpen und fällt in Italien ein, dies war das Volk der Longobarden. b) Die Longobarden — Alboin. Der römische Statthalter Narses hatte durch seine maßlose Habgier in Italien sich sehr verhaßt gemacht, und endlich hatte der Kaiser den Klagen des Volkes über ihn Gehör geschenkt und ihn von seinem Amte abberufen. Da beschloß Narses, sich zu rächen, und sandte eine Botschaft an den Longo-bardenkönig Alboin und schickte ihm von den herrlichsten Früchten des Landes mit der Aufforderung, sein Volk nach Italien zu führen. Die Longobarden hatten früher an der unteren Elbe gewohnt, im heutigen Hannover und in der Altmark; sie hatten eine lange und weite Wanderung ausgeführt, bis sie die Donau, an der sie jetzt wohnten, erreicht hatten. Gerne folgten sie nun dem verlockenden Rufe und zogen mit Weib und Kind nach dem schönen Italien. Als sie in die Ebenen des nördlichen Italiens einzogen, flohen die Römer in die festen Städte. Sehr hartnäckig verteidigte sich die Stadt Pavia. Drei Jahre hatte sie der Einschließung getrotzt. Endlich ergab sie sich dem Alboin und den longobardischen Bedrängern. Als aber Alboin durch das Thor des heiligen Johannes seinen Einzug in die Stadt hielt, stürzte sein Roß inmitten des Thorweges, und obgleich es heftig angetrieben wurde, konnte es sich doch nicht erheben. Da rief ein Longobarde dem Könige zu: „Denke. Herr, an das Gelübde, das du geschworen hast. Brich es, denn es ist zu hart, und du wirst in die Stadt einziehen; denn ein wahrhaft christlich Volk lebt in jenen Mauern!" Es hatte aber Alboin gelobt, er wolle das gesamte Volk, weil es sich ihm nicht beugen wollte, mit dem Schwerte vertilgen. Da er nun das (Gelübde zurücknahm, erhob sich sogleich das Roß. Darauf ritt er in die Stadt ein, ohne jemand ein Leid zuzufügen, und hielt, was er versprochen. (Der letzte Abschnitt nach der Erzählung des Paulus Diakonus, des Geschichtsschreibers der Longobarden.) c) Der Tod Alboin's. Nicht lange konnte sich Alboin des schönen eroberten Landes freuen. In seinem eigenen Hause lauerte das Verderben. Alboin hatte früher, ehe er nach Italien gekommen war, in einem Kriege gegen das Nachbarvolk der Gepiden den König desselben, Kunimuud, mit eigener Hand erschlagen. Aus dem Schädel desselben hatte er sich einen Trinkbecher machen lassen, ein schauerliches Gerät! Auch den gefallenen Feind foll man achten und sein Andenken in Ehren halten. Alboin's That war um so roher und grausamer, als er die Tochter des gefallenen Königs, die schöne Rosamunde, zur Gemahlin genommen hatte. Hätte er nicht schon aus Rücksicht für sie den Toten in Ehren halten sollen! Aber seine Roheit ging noch weiter. Als er einst in Verona beim Mahle saß, ließ er den Becher holen, den er sich aus dem Schädel Kunimnnd's hatte herstellen lassen, und zwang selbst seine Ge- mahlin, aus demselben zu trinken. Tiefes Weh empfand sie in ihrem Herzen und sann darauf, durch den Tod des Gatten das Ende ihres Vaters zu rächen. Sie gewann den Schildträger des Königs und einen durch feine
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