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1. Handbuch für den Geschichtsunterricht in preußischen Volksschulen - S. 103

1887 - Langensalza : Beyer
§ 23. Rudolf von Halsburg. 103 öffentlich und ohne Scheu herumschwärmten, suchen sich in wüste Gegenden zu verbergen." e) Rudolf s Ende. Manches war dem Könige gelungen, und manches Große hatte er in seinem bewegten Leben erreicht, aber der Plan, seinem Geschlecht die Nachfolge auf dem deutschen Thron zu sichern, wurde durch den Widerstand der Fürsten vereitelt. Dazu hatte der König den Schmerz, zwei seiner Söhne, die er zur Nachfolge bestimmt hatte, vor sich hinsterben zu sehen. Sein Lieblingssohn Hartmann fand auf einer Lustfahrt schon als Jüngling seinen Tod in den Wellen des Rheins, der andere, Rudolf, starb an einer Krankheit ein Jahr vor dem Vater. Nur noch ein Sohn, Albrecht, war dem gebeugten König geblieben. Krank und schwach kam Rudolf 1291 nach Straßburg. Als er sein Ende herannahen fühlte, rief er: „Wohlan nach Speyer!" Hier an der Begräbnisstätte der Kaiser wollte er sein Leben beschließen; aber er kam nur bis Germersheim, wo er im Alter von 73 Jahren starb. f) Was sich das Volk über König Rudolf erzählte. Rudolf von Habsburg war ein beim Volke fehr beliebter Mann. Seine Einfachheit und Mäßigkeit, seine Gerechtigkeit und Tapferkeit wurde von feinen Zeitgenoffen gepriesen, und manche Anekdote wurde von ihm erzählt. Wir haben schon gehört, wie der Böhmenkönig sich oft über das graue Wams des Königs lustig gemacht hatte, und tote ihn dann Rudolf durch dasselbe beschämte. Es soll toohl vorgekommen sein, daß er sich dasselbe im Kriegslager selbst flickte. Einst war er mit seinem Heere in große Verlegenheit geraten; die erwartete Zufuhr von Lebensmitteln war ausgeblieben. Da zog der König eine Rübe aus dem Acker und verspeiste sie vor aller Augen. Nun bekamen die Seinen frischen Mut und folgten ohne Murren seinem Beispiele. Unermüdlich war er, Recht zu sprechen und den Unterdrückten beizustehen. Auch geringe Leute hörte er mit ihren Klagen willig an und war ungehalten, wenn seine Diener sie zurückweisen wollten. „Ich bin nicht König geworden, um mich vor den Menschen einschließen zu lassen," sagte er in einem solchen Falle zu ihnen. Einmal wurde er von einem Bettler mit den Worten angeredet: „Bruder Rudolf, beschenke doch einen armen Mann mit einer kleinen Gabe!" „Seit wann sind wir denn Brüder?" fragte ihn der König, dem diese Anrede von einem Bettler etwas Neues war. „Ei," antwortete der Arme, „sind wir denn nicht alle Brüder von Adam her?" „Du hast recht," sprach Rudolf, „ich dachte nur nicht gleich daran." Mit diesen Worten langte er in die Tasche und drückte ihm einen Pfennig in die Hand. „Aber ein Pfennig ist doch für einen großen Kaiser gar zu wenig," antwortete der Bettler. „Was," ent-gegnete Rudolf, „zu wenig? Freund, wenn dir alle deine Brüder von Adam her so viel schenkten, als ich, so würdest du bald der reichste Mann sein." Als König Rudolf in Mainz war, kam einst während des Sonnenaufgangs ein Frost, und die Kälte belästigte ihn über die Maßen. Da sah er gegenüber von dem Hause, in dem er lag, eine Bäckerei, die Überfluß an brennenden Kohlen hatte. Der König zog sich nun ein Winterkleid an und ging hin, sich
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