Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Handbuch für den Geschichtsunterricht in preußischen Volksschulen - S. 175

1887 - Langensalza : Beyer
§ 38. Johann Sigismund rc. 175 Besitz und ließ überall in den Städten das brandenburgische Wappen anschlagen. Aber nicht weniger als sechs Bewerber um diese schönen rheinischen Länder traten mit ihren Ansprüchen auf und machten dem Brandenburger Kurfürsten dieselbe streitig. Unter diesen glaubte besonders der Psalzgraf Wolfgang Wilhelm von Neuburg zur Erbschaft berechtigt zu sein; denn seine Mutter war zwar die jüngere Schwester der Herzogin Marie Eleonore von Preußen, aber sie war noch am Leben, während jene schon verstorben war. Der Kaiser gönnte aber die Länder beiden Fürsten nicht; denn diese waren evangelisch, und er wollte nicht, daß ein Fürst dieser Religion in den jülich-schen Ländern herrschen sollte, obgleich doch die meisten Bewohner derselben evangelisch waren. Die protestantischen; Holländer hingegen hätten es viel lieber gesehen, wenn sie in diesen Ländern einen Fürsten ihres Glaubens zum Nachbarn bekommen hätten. Kurfürst Johann Sigismund sowohl als auch sein Gegner Wolfgang Wilhelm sahen ein, daß schließlich allein der Kaiser, der schon einen Statthalter für die streitigen Länder ernannt hatte, aus ihrem Streit Nutzen ziehen würde, und handelten nach dem Grundsatz: „Einigkeit macht stark." Sie schlossen nämlich 1609 zu Dortmund einen Vergleich, nach welchem die Länder von beiden gemeinschaftlich besetzt und verwaltet werden sollten, und das war jedenfalls vorläufig das beste. Die Hoffnung, daß der ganze Erbfchaftsstreit friedlich beigelegt werden würde, schien sich noch zu mehren, als der Plan auftauchte, Wolfgang Wilhelm, der noch unverheiratet war, mit der Tochter Johann Sigismund's zu vermählen. Beide Fürsten kamen zu Düsseldorf zusammen, wo über die Mitgift der Prinzessin verhandelt werden follte. Der Pfalzgraf verlangte aber das ganze jülichsche Land, worüber Johann Sigismund sehr aufgebracht wurde, und es trat ein vollständiger Bruch zwischen beiden ein. Wolfgang Wilhelm verheiratete sich bald darauf mit der Schwester des katholischen Herzogs Maximilian von Bayern und trat selbst zur katholischen Kirche über. Durch diesen Schritt gewann er sich die Unterstützung der katholischen Mächte. Johann Sigismund wandte sich 1613 dem reformierten Bekenntnis zu, dem die Einwohner der jülich-clevifchen Länder meist angehörten. Es kam nun leider doch zum Kriege, in welchem katholische und spanische Hilfstruppen Wolfgang Wilhelm's in das Land einrückten und Düsseldorf, Mülheim und Wesel besetzten, während Johann Sigismund bei den protestantischen Holländern, die in Jülich und Cleve festen Fuß faßten, Unterstützung fand. Doch wurde schon 1614 durch den Vertrag zu Xanten der Friede hergestellt und eine Länderteilung als Ausweg gewählt. — Die ganze Erbschaft wurde in zwei Teile geteilt; die Herzogtümer Jülich und Berg bildeten den einen, das Herzogtum Cleve mit den Grafschaften Mark und Ravensberg und der Herrschaft Ravenstein den andern. Darauf entschied das Los; Pfalz-Neuburg erhielt den ersteren, Brandenburg den letzteren Teil. Dabei sollte eine gemeinsame Regierung bestehen bleiben, und Jülich und Cleve waren noch von fremden Truppen besetzt. So blieb der Zustand noch lange ein schwankender. Aber Brandenburg und die Hohenzollern hatten zum ersten Male am Rhein festen Fuß gefaßt, den sie später so oft und mit solchem Erfolg gegen Deutschlands Feinde verteidigt haben.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer