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1. Handbuch für den Geschichtsunterricht in preußischen Volksschulen - S. 180

1887 - Langensalza : Beyer
180 Sechster Abschnitt. Von dem Auftreten Lnther's bis zur Beendigung rc. Anders dachte die Mutter des Kurfürsten, als sich Friedrich V. doch aufmachte, um dem Ruf und der Wahl der böhmischen Protestanten zu folgen. Mit Thränen sah sie dem Zuge nach und rief in böser Ahnung kommenden Unhells: „Jetzt geht die Pfalz nach Böhmen!" Am 31. Oktober 1619 hielt der Kurfürst mit seiner Gemahlin und seinem kleinen Söhnchen feinen glänzenden Einzug in Prag. Mit großer Pracht wurde die Krönung gefeiert, und Feste über Feste folgten derselben. Aber der König mußte bald merken, daß seine Krone auch Dornen habe. Die große Verwirrung, die im Lande herrschte, war schwer zu ordnen, und es gelang ihm nicht einmal, die Liebe und das Vertrauen seiner neuen Unterthanen zu gewinnen. d) Die Schlacht am wciszen Berge. Kaiser Ferdinand setzte alles daran, seine verlorenen Erbländer wiederzugewinnen. Es gelang ihm, bei seinem Jugendfreunde Maximilian von Bayern, der ihm auch die Unterstützung der Liga verschaffte, Hilfe zu finden. Der König von Spanien, auch ein Habsburger, wie Ferdinand, schickte Geld, das man überall gut brauchen kann, allermeist aber im Kriege, und selbst der evangelische Kurfürst von Sachsen half ihm, da es ihn ärgerte, daß die Böhmen einen Reformierten und keinen Lutherischen zum Könige gewählt hatten. Im Herbst des Jahres 1620 zog das Heer der Kaiserlichen, verstärkt durch die Truppen der Liga, unter Maximilian nach Böhmen hinein und drang bis vor Prag, wo am 8. November an dem sogenannten weißen Berge die Entscheidungsschlacht stattfand. An Zahl waren die Heere sich zwar gleich; aber während für den Kaiser pünktlich bezahlte und gut genährte und kampfeslustige Soldaten stritten, bestand das böhmische Heer aus Söldnern, welche durch vielfache Entbehrungen mißgestimmt und zur Meuterei stets geneigt waren. Darum war der Ausgang der Schlacht schon vorauszusehen. Dieselbe entspann sich an einem Sonntage um die Mittagszeit. Schon nach einstün-digem Kampf befand sich das Heer Friedrich's V. auf der Flucht. Es war vergebens, daß sich einige Obersten den Fliehenden entgegenwarfen und es versuchten, sie zum Stehen und zu neuem Widerstand zu bringen, ein Schrecken schien in das Heer gefahren zu sein, und riß alles mit sich fort. Der König hatte sich nicht an der Schlacht beteiligt, sondern sich des Tages vorher von feinem Heer getrennt und war in das Prager Schloß geeilt, um für die Nacht der Ruhe besser zu pflegen, als es ihm unter den Soldaten im Lager möglich war. Er hielt mit zwei englischen Gesandten ein Mittagsmahl, dann bestieg er sein Pferd und ellte hinaus nach dem weißen Berg zu seinem Heer. Kaum war er aber vor dem Thor, als er zu seinem Entsetzen die flüchtigen Scharen feiner Truppen und einige seiner Anführer erblickte, wodurch ihm das Schicksal des Tages sofort klar wurde. Er war Zeuge, wie sich der Fürst von Anhalt noch vergeblich bemühte, die fliehenden Truppen zurückzuhalten, aber niemand ihn hörte, und wie alles in Eile über die Moldaubrücke nach der Altstadt sich drängte. Schon am Tage darauf verließ der König mit seiner Familie die Stadt, alle seine hohen Offiziere, seine Räte, selbst einige der hervorragendsten böhmischen Landesbeamten schlossen sich ihm cm, und in unabsehbarer Reihe be-
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