Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Handbuch für den Geschichtsunterricht in preußischen Volksschulen - S. 188

1887 - Langensalza : Beyer
188 Sechster Abschnitt. Von dem Auftreten Lnther's bis zur Beendigung rc. So war der Mann beschaffen, der im Sommer des Jahres 1630 als Retter der protestantischen Sache in Deutschland erschien. Er landete mit seinem Heere in Pommern und vertrieb die Kaiserlichen aus diesem Lande, dessen Herzog sich mit ihm verbündete. Georg Wilhelm von Brandenburg, dessen Regierungszeit in die schwere und schreckliche Zeit von 1619 —1640 fällt, war Gustav Adolfs Schwager, mißtraute diesem aber, und fürchtete, daß derselbe Pommern, auf welches die Kurfürsten von Brandenburg nach dem Tode des kinderlosen Herzogs in Pommern Ansprüche hatten, ihm entreißen könnte. Darum verweigerte er dem König den Durchzug durch sein Land; auch war er nicht geneigt, ihm die Festungen Spandau und Küstrin, welche Gustav Adolf zur Sicherung eines etwaigen Rückzuges beanspruchte, einzuräumen. Die Unterhandlungen hierüber hielten Gustav Adolf in seinem Zuge auf, und diese Zögerung sollte der Stadt Magdeburg, welche schon längere Zeit auf die Hilfe des Königs sehnlichst harrte, sehr verhängnisvoll werden. c) Die Zerstörung Magdeburgs. Die protestantische Stadt Magdeburg widersetzte sich dem Kaiser, der im Sinne hatte, seinen Sohn Leopold als Erzbischof über dieselbe zu setzen, und wurde darum 1631 von Tilly belagert. Die Bürger aber hielten sich standhaft, da sie hofften, daß Gustav Adolf, den sie um Hilfe angerufen, bald zu ihrer Befreiung erscheinen würde. Da dieser am schnellen Vorrücken verhindert war, schickte er ihnen den Obersten Falkenberg, der sich in Schifferkleidung durch die Belagerer hindurchschlich und den Magdeburgern mit seiner reichen kriegerischen Erfahrung zur Seite stand. ■— Am 19. Mai hatte Tilly die Festung mit besonderer Heftigkeit beschießen lassen; aber am Nachmittag hörte das Feuern plötzlich auf, und Tilly ließ eine Anzahl Kanonen abfahren. Da faßten die Belagerten Hoffnung, daß Gustav Adolf nahe sei, und Tilly sich vor ihm zurückziehen wollte. Tote Stille herrschte im Lager der Kaiserlichen, und die Magdeburger waren der festen Überzeugung, daß ihre Rettung nahe sei. Nachdem auch die darauf folgende Nacht ruhig vergangen war, verließ der größte Teil der Bürger und Soldaten die Wachtposten auf dem Walle, um einmal nach langen Beschwerden des süßen Schlafes sich zu erfreuen — aber ein teurer Schlaf und ein entsetzliches Erwachen! Frühmorgens am 20. Mai wurde der General Pappenheim von Tilly beordert, auf die Festungswerke der Neustadt, die schwächsten der ganzen Stadt, einen Angriff zu unternehmen. Der größte Teil der Bürger und Soldaten hatte die Wälle verlassen, und die wenigen zurückgebliebenen fesselte der Schlaf. So wurde es diesem General nicht schwer, hier den Wall mit seinen Kriegern zu ersteigen. Falkenberg, aufgeschreckt durch das Knallen des Musketenfeuers, eilte von dem Rathause mit einer zusammengerafften Mannschaft nach dem neustädtischen Thore, das der Feind schon geöffnet hatte. Aber umsonst war der Widerstand dieses Tapfern; bald streckten ihn die feindlichen Kugeln zu Boden. Das heftige Gewehrfeuer, das Läuten der Sturmglocken, das überhand nehmende Getöse machten endlich den erwachenden Bürgern die drohende Gefahr bekannt. Eilfertig werfen sie sich in ihre Kleider, greisen zum Gewehr, stürzen in blinder Betäubung dem Feinde entgegen. Noch war Hoffnung, ihn zurückzutreiben;
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer