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1. Handbuch für den Geschichtsunterricht in preußischen Volksschulen - S. 295

1887 - Langensalza : Beyer
§ 68. Preußens unglücklicher Krieg 1806 u. 1807. 295 Rufen und Schreien während des Gefechtes zu Lübeck heiser geworden, in die Übergabe willigen. Als er unter die Urkunde, welche ihm und feinen Kriegern ehrenvolle Gefangenschaft zusicherte, seinen Namen setzte, schrieb er noch dazu: „Ich kapituliere, weil ich kein Brot und keine Munition mehr habe." (Nach: Geschichts- und Lebensbilder aus der Erneuerung des religiösen Lebens in den deutschen Befreiungskriegen von W. Baur. Bd. I, S. 55 ff.) Während große Festungen mit bedeutender Besatzung sich mutlos dem Feinde ergeben hatten, hielt sich das kleine Kolberg tapfer. Dort wirkte Nettelbeck, ein schlichter Bürger, die Stadt vor dem Feinde zu retten. Ein bewegtes Leben hatte dieser Mann, jetzt schon ein siebenzigjähriger Greis, hinter sich. In manchem schweren Sturm aus dem Weltmeer war er als Seemann erprobt; jetzt trieb er ruhig sein bürgerliches Gewerbe. Immer voran, ermunterte er durch sein Beispiel die Bürgerschaft zur Verteidigung der Stadt, und sein Vorhaben riß jung und alt mit. Später unterstützte ihn der tapfere Lieutenant Ferdinand von Schill, der auch im Unglück den Kopf oben hielt, und als noch der Major von Gneisenau als neuer Kommandant der Besatzung ankam, vereinigte sich Bürgerschaft und Militär, alle Stürme des Feindes abzuschlagen. Ebenso glorreich hielt sich das kleine Graudenz. Hier lag nur eine Besatzung von 4500 Mann; aber der Anführer derselben, der dreiuudsiebeuzig-jährige Courbidre, war trotz seines hohen Alters ein Held, der schon unter den Fahnen Friedrich's Ii. im siebenjährigen Kriege gefochten hatte. Als die Kugeln der Franzosen ihn nicht erschrecken und zur Übergabe zwingen konnten, versuchte es der Anführer der Belagerer, den greisen Kommandanten durch seine Überredungskünste zur Ergebung zu bringen. Er stellte ihm vor, daß es doch ganz nutzlos sei, sich noch länger zu verteidigen, es gebe ja keinen König von Preußen mehr. Da gab der unerschrockene Greis die schlagende Antwort: „Nun gut, so bin ich König von Graudenz!" e) Der Frieden zu Tilsit. König Friedrich Wilhelm Hi. war nach Königsberg gezogen, um von hier aus den Krieg gegen Napoleon fortzusetzen. Noch hoffte man auf die Hilfe des mächtigen Rußland. Unter Ansührung Bennigsen's rückte auch ein russisches Heer in Ostpreußen ein, mit dem sich die dort stehenden preußischen Truppen vereinigten. Zur kalten Winterszeit, am 7. und 8. Februar 1807, fand bei Pr.-Eylau eine mörderische Schlacht statt. Erst um Mitternacht des zweiten Schlachttages endete wegen völliger Erschöpfung der Truppen das furchtbare Gemetzel. Zum erstenmale erblickte hier Napoleon ein Schlachtfeld, winterlich öde und kalt, mit Verwundeten und Sterbenden bedeckt, das er nicht fein nennen konnte. Die Schlacht blieb unentschieden, so daß beide Parteien sich den Sieg zuschrieben. — Die Folge von dieser Glücksschwenkung war eine vielversprechende Anerbietung an Friedrich Wilhelm Iii., vom russischen Bündnis abzufallen, die dieser aber in seiner schlichten Redlichkeit zurückwies. Hätte nur Alexander I. ihm dieselbe Treue bewahrt! Vier Monate hielten die erschöpften Heere nun Waffenruhe; dann sollte die letzte Entscheidung, welche das Unglück des Vaterlandes besiegelte, fallen. Der 14. Juni 1807 war der Unglückstag, an welchem dieselbe in der unglücklichen Schlacht bei
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