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1. Handbuch für den Geschichtsunterricht in preußischen Volksschulen - S. 308

1887 - Langensalza : Beyer
308 Neunter Abschnitt. Vom Tode Friedrich's d. Gr. bis zum Ende der Befreiungskriege. Smolensk räumen, ließen aber dem Feinde nur eine mit Leichen bedeckte Brandstätte, auf der keine Erholung, keine Pflege zu finden war. — Die Verluste auf den endlosen öden Wegen, durch Überanstrengung, Mangel, Krankheiten wurden immer größer. Doch eine Hoffnung noch hält die Soldaten aufrecht; es geht ja nach Moskau, der alten Hauptstadt der Russen; hier wird der Kaiser den Frieden erzwingen und das Heer Ruhe und reichen Lohn finden. Aber Tausende sollten noch ein weites Schlachtfeld decken, ehe jenes Ziel erreicht war. Noch einmal, am Flüßchen Moskwa, setzten sich die Russen fest, entschlossen, ihre heilige Zarenstadt zu schützen. Elf Stunden dauerte die furchtbare Schlacht. Napoleon siegte; aber 30000 Mann kostete ihm dieser Sieg. (I) Der Brand Moskaus und der Untergang der grotzeu Armee. Nach dem Siege an der Moskwa stand Napoleon der Weg nach der russischen Hauptstadt offen. Am 14. September rückte er triumphierend in dieselbe ein und bezog den stolzen Palast der russischen Zaren, den Kreml. Aber säst alle Einwohner waren aus Moskau entflohen, die Vorräte fortgeschafft; so hatte es der energische und umsichtige Gouverneur der Stadt, Rostopschin, bestimmt. Die Franzosen quartieren sich ein, froh, wenigstens unter Dach und Fach zu sein, und auf lange, behagliche Winterruhe hoffend. Da schlagen plötzlich an allen Ecken und Enden der Stadt Flammen empor und wallen und wehen im Sturm. Mit Grausen sieht Napoleon von einer Terrasse des Kreml das majestätische Schauspiel. Vergeblich ist jeder Versuch, den Brand zu löschen. Hoch auflodernd verkündigt dieser der Wett: „Das Gericht wird beginnen über den gewaltigsten Mann des Jahrhunderts." Fünf Tage wütete der Brand, der zwei Drittel der Stadt verzehrte. Napoleon's Lage wurde nun eine sehr gefährliche; ohne Vorräte, hundertzwanzig Meilen weit von seinen nächsten Hilfsquellen entfernt, sollte er auf diesem öden, seinblichen Boden überwintern! Das war sein Verderben. Dennoch blieb er bis zum 19. Oktober hartnäckig auf den Schutthaufen Moskaus, noch immer hoffend, daß Kaiser Alexanber Frieden schließen werbe. Daß bies nicht geschah, war eines Deutschen, war Stein's Verdienst. Dieser unerschrockene Staatsmann, der, von Napoleon verfolgt und geächtet, Preußen hatte verlassen müssen, bewog durch seine kühnen und vernünftigen Vorstellungen den Kaiser Alexander, der ihn als Ratgeber bei sich hatte, jeden Friedensgedanken zu verwerfen und den Kampf mit allen Kräften fortzusetzen. Da erkennt Napoleon mit Schmerz und Grimm, daß ihm zur Rettung nur noch der Rückzug übrig bleibt. — Er tritt ihn an; aber stets verfolgt und umdrängt von den jetzt an Zahl weit überlegenen Russen, muß das Heer rastlos durch wüste Gegenden ziehen. Die erschöpften Pferde fielen massenweise, also mußte man die Wagen mit Schießbedarf und Lebensrnitteln stehen lassen. Auch die Soldaten konnten sich bald nicht mehr weiter schleppen; denn aus den öden Steppen brechen nun gleich Würgengeln zwei entsetzliche Feinde über sie herein: Hungersnot und der russische Winter. Ungewöhnlich früh und mit seltener Heftigkeit trat der letztere ein, und schon im November erreichte der Frost eine Höhe von — 18 bis 20 °. Mit Mühe arbeiteten sich die matten Fliehenden durch den tiefen Schnee, der bald die weite Ebene deckte. — Keine Kriegsmusik ertönte, keine Trommel warb gerührt, kein Kommando-
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