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1. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 18

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
18 I. Zeitr. Von 113 vor. Chr. Geb. bis 768 nach Chr. Geb. Mann seine Stimme mit, wenn etwas wichtiges beschlossen werden sollte. Dann versammelten sie sich zur Volksgemeinde; die Priester, welche im höchsten Ansehen standen, hielten Ordnung und geboten Stillschweigen; der König, die Fürsten und Angesehensten, welche schon vorher die Sache unter sich überlegt hatten, die Ael-testen, welche aus langer Erfahrung den besten Rath ertheilen konnten, nahmen das Wort und redeten für oder wider die Sache. Nahm das Volk den Vorschlag an, so schlug es die Waffen klirrend aneinander; das war das ehrenvollste Zeichen des Beifalls; verwarf es ihn, so geschah dies durch Zischen und Gemurmel. Wenn etwa in der Versammlung das Todesurtheil über einen Volks-verräther oder andern schweren Verbrecher gefällt werden sollte, so konnte das nur der Priester thun. Der sprach im Namen der Gottheit; nur den Göttern räumten sie das Recht ein, über das Leben eines freien Mannes das Urtheil zu sprechen. Ueberhaupt war die Ehrfurcht der alten Deutschen gegen ihre Götter sehr groß, und ihre Begriffe von denselben reiner und erhabener als bei allen andern heidnischen Völkern, sowohl der alten, als der neuem Zeit. Sie dichteten ihren Göttern nicht so viele kleinliche Fehler und menschliche Leidenschaften an, und die Ahnung einer unsichtbaren, unendlichen Kraft, welche die Welt regiert, war so lebhaft in ihnen, daß sie sich nicht entschließen konnten, die Gottheit in eingeschlossenen Tempeln zu verehren; ihre Verehrungsplätze waren heilige Haine mit uralten, gen Himmel strebenden Bäumen und mit dem erhabenen blauen Himmelsgewölbe über ihnen. Ihren obersten Gott nannten unsere Vorfahren im südlichen Deutschland Wuotan, im nördlichen Wodan (Gwodan). Er war der Götterkönig, der Allvater, der Lenker der Geschicke, namentlich des Krieges. Er verlieh den Sieg, wie alle edle Gaben. Er war der Gott des Himmels und der Stürme. Er hatte ein einziges Auge (die Sonne!), einen langen Bart, trug einen breiten Hut auf dem Haupte und einen weiten Mantel um die Schultern, ritt auf einem Grauschimmel durch die Lust und führte einen Speer, der abgeschossen von selbst in seine Hand zurückkehrte. Die Gemahlin Wuotans war Frikka, die Schützerin der Frauen. Eine andere Göttin, die als Mutter Erde verehrt wurde, war die Nerthus. Auf einer Insel des Meeres stand in einem heiligen Haine ein mit Decken verhüllter Wagen, den allein der Priester berühren durste. Wenn dieser bemerkte, daß die Göttin in diesem ihrem Heiligthume anwesend sei, wurde der Wagen mit Kühen bespannt und durchs Land gefahren. Während dieses Umzuges ruhte Kampf und Streit; wo die Göttin einkehrte, waren fröhliche Feste. Nach der Rückkehr wurden Wagen und Decken in einem verborgenen See gewaschen; die Sklaven aber, welche diesen Dienst verrichteten, wurden nach der Sage jedesmal vom See verschlungen. Ein Sohn Wuotans war der Gewittergott, Donar oder Thunar genannt. Er führte in seiner Hand einen Hammer (den einschlagenden Blitz!), hatte einen langen feuerrothen Bart und fuhr auf einem mit Böcken bespannten Wagen. Der Kriegsgott war der einhändige Ziu, in manchen Gegenden Er und Sachsnot genannt. Auch der Glaube an eine Unsterblichkeit der Seele war unseren Vorfahren
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