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1. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 67

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
Heinrich Iv. 1056 bis 1106. 6? Als Heinrich nach dem Gesetze mündig geworden war, zeigte sich bald, daß er die Liebe von keinem seiner Völker zu gewinnen wußte; mit einem derselben, den Sachsen, lebte er sogar bald in bitterer Feindschaft. Adalbert von Bremen, dieser stolze geistliche Fürst, der gern das ganze nördliche Deutschland von sich abhängig gemacht hätte, haßte die weltlichen Fürsten und hätte sie gern von der kaiserlichen Macht vernichtet gesehen; besonders haßte er die sächsischen Großen, seine Nachbarn, die seinen ehrgeizigen Absichten am meisten im Wege standen. Diesen Haß hatte er auch dem jungen Könige eingeflößt, und dieser legte ihn sogleich, nachdem er die Regierung angetreten hatte, in seiner Unbesonnenheit offen zu Tage. Den tapfersten aller sächsischen Fürsten, den Grasen Otto [von Nordheim, dem seine Mutter das Herzogthum Baiern anvertraut hatte, entsetzte er, einer unerwiderten Beschuldigung wegen, seines Herzogthums; dafür hatte er aber auch an diesem Otto einen tapfern und gefährlichen Feind fein Lebenlang. Das ganze sächsische Volk erbitterte er durch viele Zeichen seines Widerwillens, vorzüglich aber dadurch, daß er im sächsischen Lande, besonders in den Gegenden des Harzes und in Thüringen, viele feste Schlösser baute und mit Besatzung versah, um das Volk desto besser im Gehorsam zu halten. Er wohnte meistenteils in der Stadt Goslar, bei welcher er reiche Bergwerke hatte, die zur Zeit Kaiser Ottos I. entdeckt waren — die Bergwerke waren damals ausschließliches Eigenthum der Könige —, und dies war für die Sachsen sehr lästig, denn die Kosten des königlichen Hoflagers mußten von der Landschaft getragen werden, wo sich dasselbe jedesmal befand. Unter feinen Schlössern am Harze war das stärkste die Hamburg, seine Lieblingsburg, den Sachsen aber vor allen verhaßt. Im Volke ging der Glaube, seine alte Freiheit sollte nun mit Gewalt zu Grunde gerichtet werden, und das Mißtrauen stieg auf den höchsten Grad, als Heinrich einen der sächsischen Großen, Magnus, den Sohn des ganz alten Herzogs Orduls und Erben des Landes, der sich seines Freundes Otto von Nordheim angenommen hatte, gefangen nahm und Jahr und Tag im Gefängniß hielt, gleich als wollte er das sächsische Haus gänzlich aussterben lassen. Da schlossen die vornehmsten sächsischen Fürsten einen Bund gegen den König Heinrich. Es waren die Bischöfe von Magdeburg, Halberstadt, Meißen, Merseburg, Hildesheim, Minden und Paderborn; die Markgrafen Udo von Nordsachsen, Dedo von Meißen und Ekbert von Thüringen, nebst mehreren Grafen, Aebten und andern Herren;» an der Spitze aller aber Otto von Nordheim. Sie sammelten ihre Kriegsvölker ganz in der Stille, und als Heinrich, nichts ahnend, im Jahre 1073 in Goslar saß, trat unerwartet eine Gesandtschaft der Sachsen vor ihn und legte ihm folgende Bedingungen vor: »Er solle die gefangenen sächsischen Fürsten loslassen; seine festen Schlösser in Sachsen niederreißen; das sächsische Land nicht immer mit seinem Hoflager drücken; überhaupt aber die schlechten Rathgeber von sich entfernen und nach dem Rathe der Fürsten regieren; — wenn er das alles erfülle, so solle er an ihnen treue Unterthanen haben." Heinrich gab den Gesandten eine schnöde Antwort; aber bald bereuete er sie, als 60,000 Sachsen vor Goslar erschienen. Mit genauer Noth konnte er nur noch eben nach der Harzburg, und von da in drei schauerlichen Tagen und Nächten, durch die einsamen Wälder des Harzes, von einem Jäger geführt, nach Eschwege an der Werra entfliehen, von wo er sich nach Hersfeld und dann nach Tribur begab, um die übrigen deutschen Fürsten gegen die Sachsen aufzubieten. 5*
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