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1. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 112

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
113 n. Zeitr. Das Mittelalter. Von 768 bis 1517. Friedrich m. ist der letzte Kaiser gewesen, welcher die Kaiserkrone in Rom selbst empfangen. Maximilian I. 1493—1519. Friedrichs Sohn gehört zu den edelsten Kaisern unserer Geschichte. Ritterliche Tapferkeit, Edelsinn und Treue, Liebe zu den Künsten und Wissenschaften, eine kräftige, durch ritterliche Uebungen trefflich ausgebildete hohe Gestalt, bei aller Kraft aber doch Freundlichkeit und Milde seines ganzen Wesens, — diese Eigenschaften zeichneten ihn als einen vollendeten deutschen Mann aus. In seinen jüngeren Jahren war eine seiner Lieblingsbeschäftigungen die Gemsenjagd, weil sie am meisten Muth und Unerschrockenheit erfordert, und dabei wagte er sich an so gesähliche Stellen, daß nur sehr wenige aus seinem Gefolge es nachzuthun vermochten. Später hat er in Kampfspielen mit Löwen gekämpft, manchen tapfern Ritter in den Sand geworfen, und selbst als Kaiser noch die Kraft feines Armes gegen einen französischen Ritter, Claudius Barre, gezeigt; denn als dieser, auf seine Geschicklichkeit in Turnieren vertrauend, bei dem Reichstage in Worms 1495 die ganze deutsche Nation zur Probe in den Waffen herausforderte, ließ es sich der Kaiser nicht nehmen, die Ehre seines Volkes zu vertreten, und warf den Franzosen mit seiner Lanze kräftig vom Pferde. — Dabei war dieser Kaiser ein Beschützer aller derer, die sich in Kunst oder Wissenschaft auszeichneten, war in allen, in Europa üblichen Sprachen erfahren und hat selbst Werke in deutscher Sprache geschrieben. Neben diesen Vorzügen stehen freilich auch Schattenseiten; namentlich sind sein abenteuerlicher Sinn, der über weitaussehenden Plänen die nächsten Aufgaben übersah, und feine Verschwendung Schuld daran gewesen, daß seine Regierung für das Reich nicht die Bedeutung hat, welche man von seinen Gaben hätte erwarten können. Er war überhaupt mehr ein Mattn der alten Zeit, welche damals zu Ende ging, und ist mit Recht „der letzte Ritter" genannt worden. Allem es war schon die Zeit gekommen, da die ritterlichen Tugenden weniger galten, als List und Verschlagenheit; ja selbst das Geld hatte schon eine ungebührliche Herrschaft erlangt. Die französischen Könige, mit denen es Maximilian ant meisten zu thun gehabt hat, scheuten sich nicht, ihre Zwecke durch solche Mittel zu erreichen, die er verachtete. Ein Wort zu brechen, um dadurch einen Gewinn zu erlangen, die Freunde zu verlassen, mit denen sie eben einen Bund errichtet hatten, und sich mit andern zu verbinden, die ihnen großem Vortheil boten, daraus machten sie sich kein Gewissen. Auch hatte das Kriegswesen schon eine andere Gestalt angenommen. Die Heere bestanden nicht mehr einzig ans Vasallen, welche der Lehnsherr aufbot und die ihm mit ihren Knechten die Heeresfolge leisten mußten, sondern größtenteils aus geworbenen Leuten, die für Geld dienten und, je nachdem sie gut bezahlt wurden, bald diesem, bald jenem Herrn folgten. Wer viel Geld hatte, konnte große Heere auf die Beine bringen, und da Maximilian oft Mangel daran hatte, weil er es nicht gehörig achtete, so hatten die französischen und spanischen Könige meistenteils den Vortheil gegen ihn. Dies zeigte sich vorzüglich in Italien. Dieses schöne Land, welches seit dem Untergänge der alten römischen Herrschaft immer die Habsucht der Fremden gereizt hatte, wurde in dieser Zeit besonders von den Franzosen und Spaniern heimgesucht, und die Länder, auf welche dieselben vorzüglich ihre Augen richteten, waren
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