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1. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 127

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
Der schmalkaldische Krieg, 1546 und 1547. 127 von Burtenbach, einem Ritter, der schon gegen Türken und Franzosen gefochten hatte und unter anderm mit in der berühmten Schlacht von Pavia gewesen war. Aber auch Schärtlm hatte seinen eigenen Plan und wollte immer das kühnste Wagestück unternehmen. Die drei Heerestheile stießen im Sommer 1546 in Schwaben zusammen und bildeten nun eins der stärksten Heere, welche seit langer Zeit in Deutschland gesehen waren; es war 47000 Mann stark und mit allem wohl gerüstet. Der Kaiser dagegen hatte erst einen kleinen Theil seiner Macht zusammen; [noch fehlten die Bundesgenoffen aus Italien und der Haufe des Grafen von Büren, der aus den Niederlanden herbeikam. Ein rascher Angriff der Verbündeten hätte ihnen große Vortheile verschaffen können; allein in der Unentschlossenheit ließen sie dem Kaiser alle Zeit, die Italiener an sich zu ziehen und ein festes Lager bei I n g o l st a d t zu errichten. Sie begnügten sich, ihm eine Schrift zuzusenden, worin sie erklärten: „sie wüßten sich keines Ungehorsams schuldig, weßhalb er sie mit Krieg überziehen wolle, seine Absicht sei nur, die Lehre des Evangelii und die Freiheit des deutschen Reiches zu unterdrücken." — Karl nahm diese Schrift garnicht an, sondern beantwortete sie auf der Stelle durch Achtserklärung gegen die beiden Fürsten von Sachsen und Hessen, „ die ihm, — so sagte er, — Krone und Scepter nehmen und am Ende alles unter ihre Tyrannei bringen wollten." — So hart beschuldigte ein Gegner den andern, wie immer in den Zeiten heftiger Parteiung zu geschehen pflegt. Nach langem Zögern rückten die Verbündeten endlich vor des Kaisers Lager bei Ingolstadt; aber anstatt einen kühnen Sturm auf dasselbe zu wagen, beschoffen sie es 5 Tage lang mit dem schweren Geschütz, ohne etwas auszurichten; und nachdem sie nun genug Kugeln verschossen hatten, zogen sie ab. Schärtlm war höchst niedergeschlagen darüber und versichert in seiner Lebensbeschreibung, daß er von dieser Zeit an kein Herz mehr zu diesem Kriege habe fassen können, „denn er sehe keinen Ernst zu einem rechtschaffenen Kriege." Der Kaiser war ebenfalls ganz erstaunt, als er das große Heer schmählich abziehen sah, zog ihm nach, vereinigte sich mit dem Grafen von Büren, und war nun stark genug, dasselbe im offnen Felde zu bekämpfen. Aber der Muth war gewichen und die schmakaldischen Bundesgenossen machten den Versuch vom Kaiser-Frieden zu erhalten. Dadurch verriethen sie aber ihre Schwäche nur noch mehr und der Kaiser ließ ihr Schreiben öffentlich vor der Schlachtordnung seines Heeres ablesen, um dessen Muth zu stärken, und gab ihnen zur Antwort: „er wisse keinen Weg zum Frieden, als wenn der Kurfürst und der Landgraf sich, ihr Heer und ihre Unterthanen seiner Gnade und Ungnade übergäben." — Mit dieser Antwort zogen die Fürsten in ihre Heimath zurück, der Kaiser aber benutzte feine Zeit besser und brachte die süddeutschen Städte eine nach der andern zur Unterwerfung. Sie mußten seine Verzeihung mit großen Gelbsummen erkaufen; Augsburg z. B. mit 150,000 Goldgulden, Ulm mit 100,000, und mußten spanische Besatzung einnehmen. Unterdeß hatte der Kurfürst von Sachsen sein eigenes Land von seinem Vetter, dem Herzog Moritz, wieder gewinnen müssen, der sich in seiner Abwesenheit offenbar als Freund des Kaisers kund gethan und zur Vollstreckung der Acht in Sachsen eingefallen war. Moritz, der viel geringere Macht hatte, als der Kurfürst, mußte weichen und floh zum König Ferdinand nach Böhmen. Wenn der Kurfürst nun Zeit behielt, sich wieder gehörig zu verstärken, so war der
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