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1. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 138

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
139 Iii. Zeitr. Die neuere Zeit. Von der Reformation bis jetzt. gegen den Kaiser laut erklärt und die Stände, welche die Folgen wohl vorher- sehen konnten, rüsteten sich zu ernsthafter Gegenwehr. Ihr Anführer war der Graf Mathias von Thurn, ein heftiger und föhnet Mann. Man trieb die Jesuiten aus dem Lande, die für die Urheber aller Feindschaft gegen die Evangelischen angesehen wurden, und einem Ausschuß von 30 Edelleuten wurde die Verwaltung des Landes anvertraut. Die Böhmen rechneten darauf, daß die evangelischen Stände in Oestreich ihrem Beispiele folgen würden, und in der That gingen diese auch damit um, mit ihnen ein Bündniß zu schließen. Aber die entschlossene Thätigkeit Ferdinands verhinderte dieses. Er rüstete sich mit Macht, hielt die Oestreicher im Gehorsam und sprach seinen festen Vorsatz aus, auch die Böhmen dahin zurückzuführen. — Unterdeß starb der Kaiser Mathias 1619, und die Böhmen ergriffen diese Gelegenheit, sich ganz vom Hause Oestreich loszusagen; sie entsetzten Ferdinand der Würde eines Königs von Böhmen und erwählten statt seiner den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz. Er war das Haupt der Union in Deutschland, ein Schwiegersohn des Königs Jacob I. von England, und galt, freilich mit Unrecht, als ein entschlossener großherziger Fürst. Friedrich nahm die gefährliche Krone an, obwohl der Kurfürst von Sachsen und sein eigener Schwiegervater ihn davon abmahnten. 69. Ferdinand Ii. 1619-1637. Während dieses in Böhmen vorging, war Ferdinand von den deutschen Kurfürsten am 28. August 1619 in Frankfurt zum Kaiser gewählt. Außer den geistlichen Kurfürsten hielten es auch Sachsen und Brandenburg mit dem Hause Oestreich, und so konnten die Einwendungen von Pfalz allein die Wahl nicht hindern. Auf der Rückreise von Frankfurt schloß Ferdinand mit dem Herzog Maximilian von Baiern ein enges Bündniß, so wie er auch ein gleiches mit Spanien geschlossen hatte, nach welchem der spanische Feldherr Spinola von den Niederlanden aus in die pfälzischen Länder einfallen sollte. Maximilian rückte rasch mit den Baiern und Oestreichern in Böhmen ein. Der neue König Friedrich V. hatte seine Zeit nicht so gut benutzt; anstatt die Böhmen durch Vertrauen zu gewinnen und ihnen durch kräftige Maßregeln Muth einzuflößen, zog er feine mitgebrachten deutschen Rathgeber den Böhmen vor und überließ sich dem sorglosen Genuß seiner Königswürde in Festen und Lustbarkeiten. Schlacht auf dem weißen Berge bei Prag, 8. November 1620. — Als daher Maximilian heranrückte, entstand Bestürzung und Verwirrung. Die Böhmen verschanzten sich zwar auf dem weißen Berge bei Prag, allein ein entschlossener Angriff brachte die Verschanzungen in weniger als einer Stunde in die Hände der Oestreicher und Baiern, und Friedrich, der der Schlacht von den Wällen der Stadt zugesehen hatte, wagte nicht einmal, diese selbst zu vertheidigen, sondern floh in der Nacht mit feiner Gemahlin und dem Grasen von Thurn nach Schlesien und von da nach den Niederlanden. Er wurde in die Reichsacht erklärt, Böhmen von Ferdinand in Besitz genommen, die Pfalz von Spaniern unter Spinola besetzt, und so war Friedrich, ehe er sich besinnen konnte, ein länderloser Fürst und mußte von der Gnade seines Schwiegervaters, des Königs von England, leben. Das böhmische Land erfuhr ein hartes Schicksal. Ferdinand ließ 27 An-
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