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1. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 140

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
140 Iii. Zeitr. Die neuere Zeit. Von der Reformation bis jetzt. Im Herbst 1625 brach er mit dem Heere nach Niedersachsen auf, hielt Winterquartiere in den reichen Gegenden um Halberstadt und Magdeburg und schlug im nächsten Frühjahr den Grafen von Mansfeld an der Dessauer Elb-Brücke. Dieser, zu schwach gegen Wallenstein, wandte sich plötzlich aus Sachsen in die östreichischen Länder Schlesien und Ungarn und nöthigte Wallenstein, ihn zu verfolgen. Endlich, da er sich nicht länger halten konnte, entließ er in Ungarn seine Haufen, die sich wieder nach allen Gegenden zerstreuten, verkaufte Geschütz und Heergeräth und reiste selbst, mit wenigen Getreuen, durch Bosnien und Dalmatien nach Venedig zu. Unterwegs aber, in dem Dorfe Urakowitz bei Zara in Dalmatien, wurde er krank, und da er die Herannäherung des Todes fühlte, zog er seine Rüstung an, gürtete seinen Degen um, und erwartete, auf zwei feiner Dfstciere gestützt, stehend sein Ende. So trat dieser rastlose Mattn, der eine Haupttriebfeder des Krieges gewesen war, von der Schaubühne ab. Sein Freund, Christian von Braunschweig, starb in demselben Jahre 1626; und der König von Dänemark wurde vontilly bei Lutter am Barenberge, im Braunschweigischen, gänzlich geschlagen. Zum zweitenmale verließ das Glück in diesem langwierigen Kriege gänzlich die protestantische Sache und der König Christian Iv. mußte feine deutschen Länder: Holstein, Schleswig und Jütland von Tillys und Wallensteins Heeren gänzlich verwüstet sehen. Er war froh, im Jahre 1629 einen erträglichen Frieden, welchen man den Frieden zu Lübeck nennt, zu erhalten, mußte aber versprechen, seine Bundesgenossen, die Herzöge von Mecklenburg, nicht ferner zu unterstützen. Diesen hatte nämlich Ferdinand ihre Länder genommen und sie Wallenstein, zum Ersatz der Summen, die er aus feinem Vermögen für den Krieg aufgewendet hatte, gegeben. So war nun der stolze Mann Herzog von Mecklenburg und ein Fürst des deutschen Reiches. Er hätte auch gern noch Pommern dazu gehabt, um eine lange Strecke an der Küste der Ostsee im Besitz zu haben und eine Flotte auf der Ost- und Nordsee zu begründen; — er hatte in seiner Zuversicht sogar schon den Titel eines „Admirals des baltischen und oceanischen Meeres" angenommen, — und griff deshalb die feste Stadt Stralsund in Pommern an, die sich weigerte, kaiserliche Besatzung einzunehmen. Aber die Bürger vertheidigten sich auf das tapferste, schlugen alle Stürme ab, und Wallenstein mußte, nach einem Verluste von wenigstens 12,000 Mann, unverrichteter Sache von ihren Mauern abziehen, obgleich er in seinem Zorne gelobt hatte: er wolle die Stadt herabreißen, und wenn sie mit Ketten an den Himmel gebunden wäre. Uebrigens galt Pommern als ein befreundetes Land; mit Dänemark war Friede, und überhaupt kein Feind mehr vorhanden; und dennoch blieb Wallenstein mit seinem Heere, das er bis auf 100,000 Mann vermehrt hatte, unbeweglich in Norddeutfchland stehen und sog dasselbe auf das unerhörteste aus. Seine geworbenen Hausen verübten die schrecklichsten Gräuelthaten, brannten und mordeten, und von allen Seiten kamen die bittersten Klagen bei dem Kaiser rin. Es half aber nichts, denn des Feldherrn Wille schien mächtiger zu sein, als selbst der des Kaisers. Endlich drangen alle Fürsten des Reiches, vor allen der Herzog von Baiertt, auf dem Reichstage zu Regensburg 1630 so einstimmig in Ferdinand, daß er sich entschließen mußte, Wallenstein den Oberbefehl zu nehmen. Dieser zog sich stolz aus seine Güter zurück, indem er sagte: „Der Kaiser habe mit dem Abdanken feines Heeres den edelsten Stein aus seiner Krone weggeworfen."
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