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1. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 184

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
is* m. Zeitr. Die neuere Zeit. Von der Reformation bis jetzi. hatten. Zwar hatten die Preußen unter der Anführung des Herzogs Ferdinand von Braunschweig, der schon im 7jährigen Kriege so ruhmvoll gefochten, zuerst einen schnellen Fortgang ihrer Waffen, weil Frankreich noch nicht gerüstet war: sie eroberten mehrere Festungen und drangen bis in die Ebenen der Champagne, nicht gar weit von Paris vor; und der Herzog erließ, auf Antrieb der Emigranten, ein Manifest an die Franzosen, worin er drohte, daß in ihrer Hauptstadt kein Stein auf dem andern bleiben sollte, wenn sie nicht sogleich zum Gehorsam gegen ihren König zurückkehrten. Aber durch dieses Wort war der französische Stolz auf das heftigste beleidigt. Mit Erbitterung griffen jung und alt zu den Waffen: Dnmonriez, der französische Oberbefehlshaber, besetzte die Argonnen, ehe die Preußen herankamen. Hier kam es zur Kanonade von Valmy; Preußen und Franzosen beschossen sich ohne Erfolg in ihren Stellungen. Allein der Herbst war da, es regnete unaufhörlich, Krankheiten und Mangel rissen unter dem Heere ein und die Preußen mußten sich entschließen, eiligst den Rückzug über den Rhein anzutreten. Dümouriez wandte sich darauf nach den Niederlanden gegen die Oest-reicher und schlug sie in einer zweitägigen blutigen Schlacht bei Jemappes, überschwemmte mit seinem Heere die Niederlande und pflanzte allenthalben die französischen Freiheitsbäume auf. Zu gleicher Zeit war der General Custine gegen den Mittelrhein vorgerückt, hatte Speier und Worms erobert und darauf auch Mainz, das von feinem Kurfürsten sogleich verlassen wurde, in seine Hände bekommen. Nun sah man wohl ein, daß ein Volk von 30 Millionen Menschen, wenn e8_ in Leidenschaft aufgeregt ist, nicht mit den Waffen von seinem Wege abzubringen ist; sondern daß vielmehr, vonjfremden angegriffen, die Parteien sich versöhnen und vereinigen, die sich sonst vielleicht selbst unter einander aufgerieben hätten. Das Jahr 1793 fing mit derj Hinrichtung des unglücklichen Königs Ludwig Xvi., am 21. Jan., an. Durch das Waffenglück waren die blutdürstigen Jakobiner nur noch übermüthiger geworden, hatten die Gemäßigten verdrängt und beschlossen nun, ihre Freiheit durch die Ermordung des unschuldigen und frommen Königs zu besiegeln. So hatten die Verbündeten den Untergang des Königs, den sie durch ihren Krieg retten wollten, nur beschleunigt. Diese That erweckte den höchsten Unwillen von ganz Europa. Außer den verbundenen Mächten traten auch England, Holland, das deutsche Reich, Spanien, Portugal, Neapel, der Papst und Toskana gegen Frankreich zum Kriege auf, und in Frankreich selbst erhoben sich die Einwohner der Vendee an dem Loire- und Charente-Flusse, gegen die Republikaner in Paris und es entspann sich ein mehrjähriger blutiger Bürgerkrieg. Das Jahr 1793 fing an eine unglückliche Wendung für die Republikaner zu nehmen. Ihre Heere wurden von den Verbündeten, so wie von den Vendeern geschlagen, und die wichtigsten Städte in Südfrankreich, Toulon, Marseille, Bordeaux und Lyon, empörten sich ebenfalls gegen den Convent in Paris. In diesem gefährlichen Augenblicke faßten die Machthaber, der blutdürstige Robespierre und seine Helfer, den Gedanken, die Republik durch Furcht und Schrecken zu erretten. Daher wurde ein jeder, der im mindesten eine Anhänglichkeit an die alte Verfassung zeigte, oder auch nur nicht laut genug in das allgemeine Geschrei einstimmte; ein jeder, der sich durch irgend eine Tugend vor der Menge auszeichnete oder durch seine Güter die Habsucht reizte, auf das Blutgerüst geschleppt; und so weit gingen die Mörder in ihrer kalten Grausamkeit, daß sie sogar den Verwandten der Hingerichteten bei Todesstrafe das Weinen verboten. — Diese Maßregeln erreichten ihren Zweck. Einer Regierung, sie mit solcher entsetzlichen Kraft ihren Willen durchsetzte, gehorchten alle ohne Widerrede; und als nun das
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