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1. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 192

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
19ä Iii. Zeitr. Die neuere Zeit. Von der Reformation bis jetzt. fiel), verstand es Napoleon das preußische Hauptheer durch schnelle Märsche schon vor der Schlacht zu umgehen, und von dem Rückzüge abzuschneiden, und als nun am 14. Oct. der eine Theil des Heeres bei Auerftädt und der andere bei Jena angegriffen wurde, waren sie schon durch ihre Stellung im großen Nachtheile und litten überdies Mangel an Lebensmitteln. Zum Unglück fiel auch gleich im Anfange der Schlacht der Herzog von Braunschweig, durch eine Kugel am Auge verwundet, und dadurch wurde die Unordnung noch größer. Beide Schlachten gingen unglücklich; am Abend war alles in der größten Verwirrung: die preußischen Truppen traten in voller Auflösung den Rückzug an. Es zeigte sich, daß bei äußerem Glanze vieles im preußischen Heere morsch war. Ein Haufe der zersprengten Armee nach dem anderen mußte sich ergeben: die wichtigsten Festungen wurden ohne ernstliche Vertheidigung rasch und feig dem Feinde ausgeliefert.^ In diesem Unglück und in dieser Schmach führte nur Blücher und unter ihm Aork einen ehrenvollen Rückzug aus: er warf sich mit seinem Corps nach Lübeck, konnte sich aber trotz einer verzweifelten Gegenwehr nicht in der Stadt behaupten und mußte, als ihm Brod und Munition ausging, ebenfalls capituliren. Schon 13 Tage nach der Schlacht war Napoleon in Berlin und einen Monat später stand er an der Weichsel, hatte in einem Siegeszuge ein Land von 9 Millionen Menschen gewonnen und den Kurfürsten von Sachsen zum Abtreten vom preußischen Bündniffe gezwungen. Ein kleiner Haufe der Preußen unter dem General Lestocq war jedoch übrig geblieben und zeigte sich, durch das Unglück geläutert, von nun an in dem übrigen Laufe des Krieges um so viel tapferer und standhafter. Er vereinigte sich mit den Russen, die sich unterdeß zur Hülfe gesammelt hatten, und lieferte Napoleon am 7. und 8. Februar 1807, in harter Winterkälte, unter Sturm und Schneegestöber, die höchst blutige Schlacht bei Preußisch-Ey lau. Von beiden Seiten wurde mit der höchsten Anstrengung gefochten; die französischen Garden wurden fast ganz aufgerieben, dennoch war nach zweitägigem Kampfe die Schlacht noch nicht völlig entschieden; am ersten konnten sich die Preußen und Russen eines kleinen Vortheils rühmen. Aber die Ermüdung war zu groß; beide Heere zogen sich vom Schlachtfelde zurück und blieben mehrere Monate zu ihrer Erholung in der Winterruhe. Unterdeß setzten mehrere preußische Festungen mit größtem Muthe ihre Vertheidigung fort, so namentlich Graudenz unter dem greisen Cour bis re, Kol-bejrg unter Gneisenau, der von demj alten Nettelbeck und der Bürgerschaft überhaupt bereitwillig unterstützt wurde; auch Danzig ergab sich erst nach hartnäckiger Gegenwehr. Im Sommer drang Napoleon wieder vor und gewann am 14. Juni die große Schlacht bei Fried land, nahe an der russischen Gränze. Nach derselben mußte der König von Preußen mit seinem Verbündeten, dem Kaiser Alexander, über den Grenzfluß seines Reiches, den Niemen, gehen, und sein ganzes Königreich in der Gewalt des unversöhnlichen und harten Feindes lassen, nicht ohne Schuld der Russen, denen der Krieg für Preußen lästig zu werden anfing. Der Friede zu Tilsit. — Es blieb keine Wahl mehr übrig. Nach einer Zusammenkunft der drei Monarchen auf dem Niemenflusse kam der Friede, freilich unter den härtesten Bedingungen für Preußen, zu Tilsit, am 7. und 9. Juli zu Stande. Die Hälfte seines Reiches, mit 5 Millionen Menschen, mußte der König abtreten, seine polnischen Länder*) und alle die, welche westlich der Elbe *) Preußen hatte, außer 1772, nach 1793 und 1795 in der 2. und 3. Theilung polnisches Land an sich gezogen; seit der letzten Theilung hatte das Königreich Polen ganz aufgehört zu existiren.
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