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1. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 210

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
210 Iii. Zeitr. Die neuere Zeit. Von der Reformation bis jetzt. Kugel durchdrang seine tapfere Brust, seine Braunschweiger rächten aber seinen Tod in dem Blute der Feinde. Napoleons Rechnung in Absicht der Preußen war falsch angelegt; sie hatten keineswegs die Absicht, an den Rhein zurückzugehen; der alte Feldherr zog sich nur so weit zurück, als nöthig war, um dem englischen Heere wieder näher zu kommen, und als Wellington ihn in der Nacbt auf den 18. Juni fragen ließ, ob er ihm zwei Abtheilungen seines Heeres zu Hülfe schicken könne, wenn Napoleon ihn angreife, antwortete er: nicht mit 2 Abtheilungen, sondern mit seinem ganzen Heere wolle er kommen. Dann legte er sich wieder nieder und schlief; und am Morgen früh, als der Regen vom Himmel strömte, sprach er heiter: „Siehe da, unser Alliirter von der Katzbach!" Dann gab er seine Befehle zum Ausbruch, um den Franzosen in die rechte Flanke zu marschiren. Die Schlacht bei Belle-Allicrnce ober Wat erloo, 18. Juni. — Wellington hattt seine Stellung vier Stunben sübwärts von der großen Stadt Brüssel, aus den Hügeln von Mont St. Jean genommen, hinter sich beit großen Walb von Soignies. Er hatte 67,000 Mann, barunter 30,000 Deutsche. Napoleon bagegen, der etwa gleich stark, nur an Reiterei und Artillerie überlegen war, nahm feinen Standpunkt auf einer Höhe bei der Meieret La belle Alliance, von wo er das ganze Schlachtfelb übersehen konnte. Er war froh, als er die Englänber auf ihren Hügeln in Schlachtorbnung erblickte, _ bettn er hoffte ganz fest, sie zu schlagen und feinen unversöhnlichen Haß gegen sie in ihrem Blute zu kühlen. Sobald der Regen etwas nachgelassen hatte, ließ er einige große Meier-Höfe, die sie besetzt hatten, mit aller Macht angreifen, und ba es ihm gelang, den einen bavon zu erobern, so richtete er nun feinen Hauptangriff auf die Hügel, wo Wellingtons Mittelpunkt stand. Er bestand aus Englänbern, Schotten und Hannoveranern, letztere unter dem tapfern General Alten, welche im Jahre 1803 ihre Heimath verlassen hatten, als die Franzosen barin herrschten, und nun 12 Jahre lang fast in allen Länbern Europas, in Italien, Portugal, Spanien und Frankreich, gegen biefe Feinde des beutfchen Vaterlanbes gekämpft hatten. Hier sollten sie nun bett letzten entscheibenben Kampf bestehen. — Napoleon ließ 80 Kanonen vorfahren und Fußvolk und Retter zur Seite und bahintcr gerabe die Hügel Hinanstürmen. Es war ein furchtbarer Angriff, und es gehörte ganz die kaltblütige Tapferkeit der englischen und beutfchen Krieger, und die Felbherrn-große Wellingtons dazu, ihn auszuhalten. Aber die Reihen wankten nicht; wenn das heftige Feuer sie zerriß und viele Tobte bahinstürzten, so schlossen sich die übrigen sogleich wieber bicht zusammen und feuerte* unermübet weiter; und wo die vortreffliche Reiterei irgenb einen vorteilhaften Fleck zum Angriffe sah, ba brach sie hervor und warf jebesmal die französischen Reiter zurück, die Hügel hinunter. Dreimal stürmten immer neue französische Angriffs-Kolonnen gegen den Hügel, breimal waren sie nahe baratt, die englische Schlachtreihe zu durchbrechen; allein in dem englischen Felbherrn, wie in dem Heere, war der Entschluß fest, an diesem Flecke zu siegen ober zu sterben. Enblich jeboch hätte auch die tabellofefte Tapferkeit der Uebermacht unterliegen müssen; Napoleon, im Grimme über bett hartnäckigen Wiberstanb, sammelte noch einmal einen noch stärkeren Angriffs hänfen; feine Garbe, die immer den Aufschlag geben mußte, sollte selbst den Angriff machen; Wellington dagegen hatte ketne frische Truppen mehr und die ungeheure Anstrengung hatte die ©einigen fast gänzlich erschöpft. Seufzenb sprach er: „Ich wollte, es wäre Abettb, ober die Preußen kämen;" — und in btefem Augenblicke hörte er den Donner ihres Geschützes im Rücken der Franzosen. Mit Thränen der Freube rief er: „Nun, ba ist der alte Blücher!"
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