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1. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 217

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
Französische Revolution. 1848. Barrot bemühte sich, die Volksvertreter zur Anerkennung des jungen Königs und der Regentschaft seiner Mutter, die bei der Nation beliebt war, zu bewegen. Viele Stimmen rufen Beifall, aber von den Galerien, wo sich viel Volk gesammelt, ertönt das Wort: „Es ist zu spät!" Dieses verhängnisvolle Wort, welches in Europa wiederhallte und für viele Verhältnisse von nun an das Losungswort werden sollte, verändert die Stimmung der Versammlung. Die Reden hervorragender Repräsentanten, wie Lamartine's, Cremieux's, Ledru-Rolliu's, die eine provisorische Regierung verlangen, bringen durch. Der Saal füllt sich inbeß . immer mehr mit Bewaffneten, die Herzogin von Orleans mit ihren Kmbern muß durch eine Seitenthür weggeführt werben, und auf den Spitzen der Bajonette werden im Saale die Namen der Mitglieder der provisorischen Regierung, die im Tumulte und in der Aufregung des Augenblicks zum Vorschein kommen, herumgereicht, so daß niemand sagen kann, wer eigentlich die Wahl vollzogen habe. Darauf eilt alles unter dem Rufe: „Es lebe die Republik!" zu dem (Stadthause, um die neue Regierung einzusetzen. Es waren, nebst einigen anbem unbebeutenben Namen Lamartine und Ledru-Rollin, welche von nun an für die französische Republik bebeutenb werben sollten. Mit diesem Acte war die neue Revolution entschieden. Die königliche Familie entfloh aus Paris und sammelte sich in England wieder; die Herzogin von Orleans ging mit ihren Kindern nach Deutschland. Die Generale, die höheren Staatsbeamten, die städtischen Obrigkeiten in Frankreich, erklärten ihre Zustimmung zu dem, was in Paris geschehen war, und unterwarfen sich der neuen republikanischen Regierung. Und die übrigen Mächte Europas erkannten ebenfalls die Republik an, nachdem der Minister der äußern Angelegenheiten, Lamartine, die friedlichen Absichten Frankreichs in einer Note an alle Höfe bezeugt hatte. Aber für einen großen Theil Europas und namentlich für Deutschland, war der Anstoß zu gewaltsamen Ausbrüchen der Unzufriedenheit und des stürmischen Verlangens nach Veränderungen gegeben. Preßfreiheit, Aufhebung der Feudallasten und aller Standesvorrechte, Volksbewaffnung und Verminderung der stehenden Heere sowie der Abgaben, Oeffentlichkeit des gerichtlichen Verfahrens und Gefchwornengerichte, Aenderung der bisherigen Ministerien, vor allem aber eine Nationalversammlung zur Vertretung des deutschen Volkes, das waren die Forderungen, welche fast überall einstimmend an die Regierungen gestellt wurden. Neben dem Verlangen nach größerer Freiheit ging die öffentliche Stimme vor allen Dingen auf eine kräftige Einheit Deutschlands, damit Deutschland diejenige Stellung unter den Völkern einnähme, die ihm nach seiner Kraft und feiner Größe gebühre. Jene Forderungen wurden auch meistenteils von den Regierungen zugestanden und fast überall die Ministerien gewechselt und freisinnige Männer in dieselben berufen, um die Ausführung der Reformen zu verbürgen. In einigen deutschen Ländern war damit sogar ein Regenten-Wechfel verbunden; in Baiem entsagte der König Ludwig I. am 20. Mai der Krone und übergab sie fernem Sohne Maximilian Ii.; im Großherzogthum Hessen nahm der Großherzog Ludwig Ii. den Erbgroßherzog zum Mitregenten an, und als er schon am 16. Juli starb, folgte ihm dieser als Ludwig Iii. In den beiden größten Staaten jedoch war die Bewegung mit den ersten Zugeständnissen noch nicht beschwichtigt und es folgten blutige Empörungen. In Wien war zwar der Staatskanzler, Fürst Metternich, am 13. März
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