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1. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 251

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
Stimmung im Heere und Volke. 351 vorgegangen und hatte nach hartem Kanipfe, in welchem die Oestreicher wieder 6—800 Gefangene verloren, die Preußen in den Besitz von Münchengrätz gebracht. Von da ging es am 29. weiter nach Gitschin. Hier fanden die zwei vordersten preußischen Divisionen (v. Tümpling und v. Werder), die auf verschiedenen Wegen heranrückten, die Oestreicher in einer festen Stellung. Es war Abends gegen 5 und 6 Uhr. Die Preußen griffen sofort an. Nichts konnte ihrem Sturme widerstehn. Gitschin wurde nach blutigem Kampfe erstürmt und bei anbrechender Dunkelheit zogen sich die Oestreicher in ziemlicher Unordnung zurück; um 11 Uhr Abends war Gitschin von den Preußen besetzt. Jetzt war nun die ungemein wichtige Vereinigung der drei großen, so lange weit von einander getrennten preußischen Heerhaufen zu Einem großen Heere von 280000 Mann hergestellt und dadurch ein nicht hoch genug anzuschlagender strategischer Vortheil errungen. Aber dieser strategische Vortheil war es nicht allein, welcher den Preußen aus jenen Siegen am 28. Juni erwuchs. Eben so hoch, vielleicht höher noch, ist der Enthusiasmus anzuschlagen, welcher die ganze Armee, die doch beim Beginn des Krieges eben so, wie das ganze Land, nicht eben mit Begeisterung für diesen Krieg erfüllt war, nach solchen Siegen ungeachtet aller Anstrengungen und Verluste ergriff, und das gesteigerte Vertrauen, mit welchem sie nun ihren Führern folgten. In der That hatten diese auch, von den Königlichen Prinzen und commandirenden Generalen herab bis zum zugführenden Lieutenant, Beispiele von Muth, Kaltblütigkeit und Umsicht gegeben, die wahrhaft begeisternd wirkten und den Gedanken an Geschlagenwerden bei den Soldaten gar nicht mehr aufkommen ließen. Andererseits konnten die Führer wieder die Ruhe und Präcision der Truppen nicht genug bewundern, welche die befohlenen Bewegungen in dem schwierigen Terrain im heftigsten Granat- und Schützenfeuer eines meist in gedeckter Stellung stehenden und sich mit anerkennenswerter Tapferkeit wehrenden Feindes, wie auf dem Exerzierplätze, ohne zu zucken und zu stocken, todesmuthig ausführten. So bildete sich eine Zusammengehörigkeit der Soldaten und der Führer, die im entscheidenden Augenblicke Bataillone ersetzen kann. Und nicht allein über die Truppen verbreitete sich eine solche Begeisterung, sondern auch über ganz Preußen. Es erfolgte für den Augenblick ein Umschwung der Gesinnung, den man vor wenigen Wochen noch nicht für möglich gehalten hätte und der auch solche mit sich fortriß, die noch vor kurzem nicht geneigt gewesen waren, ihrem Könige und seinem Ministerium auch nur Einen Pfennig zur Fühnmg dieses Krieges zu bewilligen. Der Jubel und die Zuversicht wurden bei dm Nachrichten über die glänzenden Siege allgemein; die Opferwilligkeit zeigte sich in Vorausbezahlung der Steuern, in Anerbietung zinsfreier Capitalien zur energischen Fortführung des Krieges, in Bildung ausgedehnter Vereine zur Unterstützung der für den König und das Vaterland kämpfenden und blutenden Landeskinder, in Einrichtung von Privatlazarethen, Einsendung zahlloser Gaben an Verband- und Erquickungs-Gegenständen für die Verwundeten — kurz, es war ein Regen, Treiben und Darreichen im ganzen Lande, wie man es in den Freiheitskriegen kaum schöner gesehen, ja welches vor diesem noch den wichtigen Umstand voraus hatte, daß vom Kriegsministerium gleich im Voraus viel geregeltere Fürsorge getroffen worden war, die überaus reichen Gaben sofort da zu verwenden, wo sie am nöthigsten waren. Edle des Landes, Johanniter-Ritter, Krankenträger und Krankenwärter, Diakonissinnen, barmherzige Schwestern entfalteten ihre Thätigkeit auf den Schlachtfeldern und in den auf das umsichtigste
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