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1. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 254

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
254l Hl Zeitr. Die neuere Zeit. Von der Reformation bis jetzt. findliche sächische Corps ebenfalls gegen Lipa hingedrängt, doch war sein Vordringen nur ein langsames. Ueberhaupt konnte Mittags gegen 1 Uhr die ganze im Kampfe befindliche preußische Armee gegen die aufs hartnäckigste kämpfenden Oestreicher und namentlich gegen ihr furchtbares Artilleriefeuer kein Terrain mehr gewinnen, obgleich die Reserven über die Bistritz herbeibeordert waren und in das Gefecht mit angriffen; ja, es schien eine Zeit lang, als würden die preußischen Colonnen wieder gegen die Bistritz zurückgedrängt, das Artilleriefeuer wurde auf der ganzen Linie schwächer, man schaute preußischer Seils ängstlich nach Osten, ob der Kronprinz noch nicht käme. Vorkehrungsmaßregeln wurden für einen etwa nöthigen Rückzug getroffen, und General von Voigts - Rheetz selber abgeordnet, sich nach der 2. Armee umzusehen. Jetzt kam er zurück mit der Nachricht, daß der Kronprinz seinen Angriff auf Chlum und Lipa formire und gleich auf den Höhen von Chlum erscheinen werde. Schon hatte sich die dort aufgestellte östreichische Artillerie genöthigt gesehen, das Feuer gegen die 1. preußische Armee aufzugeben und sich gegen den Flankenangriff der 2. Armee zu wenden, war aber nun bald ganz zum Schweigen gebracht und gerieth zum Theil in preußische Hände. Unaufhaltsam stürmten Infanterie, Cavallerie und Artillerie die Höhen von Lipa hinan, nachdem auch General Herwarth von neuem mit Erfolg gegen den linken Flügel der Oestreicher vorgedrungen war, und auch die erste Armee im Centrum wieder Athem und Zuversicht gewonnen hatte. Die ganze östreichische Armee, im Rücken bedroht, begann zu wanken und an Terrain zu verlieren. König Wilhelm verließ feinen bisherigen Commandoplatz und sprengte auf feinem Rappen mitten in den Kampf zu den vorrückenden Regimentern, die in ein endloses Jubelgeschrei ausbrachen, als sie ihren König auf dem Schlachtfelde und im Kugelregen bei sich sahen, ein Jubel, der sich auf dem ganzen Gefechtsfelde wiederholte, wo nur eine Truppe den König gewahr wurde. Jetzt, auf dem Plateau des Schlachtfeldes angelangt, befahl der König den Angriff mit mehreren Cavalleriebrigaden und nun entspann sich ein so großartiger Cavallerie-Kampf wie er selten gesehen wird. Die preußische Cavallerie ritt alles, nieder, was ihr entgegen geworfen wurde; Infanterie rückte mit klingendem Spiel von allen Seiten nach; Benedek konnte die Ordnung unter feinen Truppen nicht mehr herstellen, obgleich er selbst sich verzweiflungsvoll in den dichtesten Kugelregen stürzte. In so eiliger Flucht, daß sie zuletzt nur noch von der Artillerie verfolgt und aus der Ferne belästigt werden konnten, suchten die völlig aufgelösten östreichischen Regimenter die Elbübergänge bei Königgrätz, wobei in der Eile und Dunkelheit noch viele in der Elbe ertranken. Um 8^2 Uhr Abends konnten auch die ihrerseits völlig erschöpften Preußen Bivduaks beziehen, in denen nun überall feierlich das „Nun danket Alle Gott" ertönte. Gegen das Ende der Schlacht traf König Wilhelm, der von 8 Uhr Morgens bis dahin Abends nicht aus dem Sattel gekommen war, feinen Sohn, den Kronprinzen und übergab ihm selber unter Freudenthränen den Orden pour le merite, die höchste Auszeichnung für Tapferkeit im Kriege. Darauf begab sich der ermüdete Greis, anstatt nach dem 5 Meilen entfernten Gitschin zurück, in das nähere Hauptquartier des Prinzen Friedrich Karl nach Horzitz, wo er auf einem alten Sopha die nöthige Nachtruhe fand. Die Oestreicher hatten 11 Fahnen, 150 Kanonen und gegen 20000 Gefangene, cm Verwundeten und Tobten noch andere 10000 verloren, so daß ihr ganzer Verlust an dem Tage von Königgrätz reichlich 30000 Mann, und mit
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