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1. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 268

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
208 Iii. Zeitr. Die neuere Zeit. Von der Reformation bis jetzt. hannoverische Kriegsmacht jeden ferneren Widerstand ausgab, die Waffen streckte, und sich den Preußen ergab. Während die Preußen diele Fahnen und über 200 Kanonen eroberten, fiel den Feinden kein Geschütz, keine Trophäe in die Hände. An gefangenen Oestreichern und Sachsen befanden sich bei Beendigung des Krieges 48415, einschließlich 690 Offizieren, in den verschiedenen preußischen Festungen und in einem großen Feldlager bei Dirschau in der Provinz Preußen, zu deren Auswechselung die Oestreicher nur 361 gefangene Preußen, einschließlich zweier Offiziere zu stellen hatten. Anfangs schüchtern und leise, endlich aber laut und untierholen gab auch ganz Europa sein Erstaunen und seine Anerkennung bei solchen unerhörten Erfolgen der preußischen Waffen, sowohl hinsichtlich des preußischen Feldzugsplanes, als auch hinsichtlich der raschen und umsichtigen Ausführung desselben, und hinsichtlich der bewundernswürdigen Tapferkeit und Manövrir-sähigkeit der Truppen zu erkennen und zwar um so mehr, als man wußte, daß es die Preußen nicht mit feigen Gegnern zu thun hatten, die auf den ersten Schuß davongelaufen wären. In der That mußte jeder Erfolg, sobald es einmal zum Schlagen gekommen war, theuer erkauft werden; davon zeugten die während und nach dem Feldzuge veröffentlichten langen Verlustlisten der preußischen Armee. Nach diesen und anderen offiziellen Mittheilungen betrug der Gesammtverlust der ganzen preußischen Heeresmacht, die auf 363,109 Mann gebracht worden war. 2910 Mann an Todten, 15554 Mann an Verwundeten und 3022 Mattn an Vermißten, also zusammen 21486 Mann. Den Verlust der Oestreicher gab der östreichische Militairkalender bei der Nordarmee auf 62797 Mann und 1900 Offiziere, bei der Armee in Italien auf 8470 Mann, also für beide Armeen auf 71267 Mann ohne die Offiziere an. Die Baiern hatten 2865 Mattn verloren; Hessen-Darmstadt gab 624 kampfunfähig gemachte an. Uebrigens kostete der Krieg dem preußischen Staate, wenn man die Wiederherstellung der verbrauchten Munition, abgenutzten Waffen und Uniformen mit hinzurechnet, 108 Millionen Thaler, die ohne besondere Auflagen und Stenern der Bevölkerung theils aus den vorhandenen Staatsgeldern, theils durch die Kriegscontributionen, theils durch eine Anleihe, zu der die Regierung die Ermächtigung erhielt, gedeckt wurden. Mit diesem verhältnißmäßig geringen Opfer hatte Preußen eine Macht gewonnen, die ihm eine hervorragende Stellung unter den europäischen Großmächten sicherte, wie sie ihm schon auf dem Wiener Congreß hätte eingeräumt werden müssen, aber nicht eingeräumt worden war. Damals nicht einmal auf feinen früheren, int Frieden zu Tilsit Verlorenen Länderbestaud zurückgebracht, sondern um 561 Quadratmeilen verkürzt, war es jetzt von einer Ausdehnung von 5100 Quadratmeilen und einer Bevölkerung von 19,300000 Seelen zu einem Terrain von fast 6400 Quadratmeilen mit 23,800000 Einwohnern gewachsen. Damals, beim Wiener Congreß, durch Neid und Eifersucht, besonders Oestreichs, in feiner geographischen Abrundung und strategischen Bedeutung dadurch beeinträchtigt, daß man ihm ein Gebiet in zwei völlig von einander getrennten Theilen anwies und es, besonders auf Betreiben der Seemächte von der Nordsee gänzlich abschnitt, hatte es jetzt nicht nur volle geographische Massenhaftigkeit, sondern auch einen Küstenbesitz an der Nordsee errungen, der ihm seine Entwickelung zu einer Seemacht ersten Ranges gestattet. Aber nicht Preußen allein sollte die Früchte der mit preußischem Blute erkauften unerhörten Siege ernten: ganz Deutschland sollte an denselben Theil nehmen. Der alte deutsche Bund, den politischen Anforderungen der Neuzeit nicht mehr gewachsen, war lebensunfähig geworben und hatte sich mit dem ver-
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