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1. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 282

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
V8t Iii. Zeitr. Die neuere Zeit. Von der Reformation bis jetzt. ihre Absicht, nach Metz vorzudringen, auf einem etwas nördlicheren Wege über Sedan und die Nordfestungen nahe der belgischen Grenze zu erreichen. Allein das deutsche Obercommando wußte auch diesen Ausweg zu verlegen. Schon am 31. August bildete die Aufstellung der beiden kronprinzlichen Armeen einen Halbkreis von dem linken Maasufer nach dem rechten bis an die belgische Grenze, daß alle Aussicht vorhanden war die Mac Mahonsche Armee über die Grenze auf neutrales Gebiet zu drängen, oder in noch günstigerem Falle, wenn der Bogen im Norden von Sedan zum Kreise geschlossen werden konnte, vollständig zu umfassen und gefangen zu nehmen. Dieses letztere hat denn wirklich die deutsche Kriegskunst und die deutsche Tapferkeit (es warm Prenßen, Sachsen, Barern und Würtemberger, die hier zusammen kämpften) in der Schlacht von Sedan am 1. September geleistet. Das deutsche Heer war dem feindlichen in jeder Beziehung überlegen, an Zahl, an Geschützen, an Disciplin, in der Führung. So gelang ein militärisches Meisterstück, der eine Flügel reichte dem andern die Hand und der Feind war von einem Kreise umgarnt, der immer enger wurde. Nach theilweise energischer Gegenwehr wurden die Franzosen um Sedan zusammengedrängt und endlich in wilder Flucht in die Festung hineingeworfen: schon flogen preußische Brandgranaten in die Stadt. An ein Entrinnen war nicht mehr zu denken: die weiße Fahne mußte auf der Citadelle aufgezogen werden. Es begannen die Unterhandlungen über die Capitulation, welche am folgenden Tage, 2. Sept., vollzogen wurde. Nach allen Verlusten an Todten und Gefangenen in der Schlacht vorn 30. Aug. und 1. Sept. waren es noch immer 84000 Mann, welche kriegsgefangen wurden, eine Zahl, d!e bis dahin bei einer Capitulation unerhört war, darunter der verwundete Mac Mahon und der Kaiser Napoleon. Der letztere hatte an demselben Tage noch eine Unterredung mit König Wilhelm und übergab ihm als Kriegsgefangener feinen Degen, worauf ihm das Schloß Wilhelmshöhe bei Cassel als Aufenthalt angewiesen wurde. Der Jubel über diesen glänzenden Sieg in Deutschland war unbeschreiblich: denn man freute sich nicht bloß, daß der Mann, welchem man die Schuld des Krieges beimaß, feinen Lohn empfangen hatte, sondern gab sich auch der Hoffnung hin, daß nun ein baldiger Friede zu erwarten fei. Das war freilich ein Irrthum. Denn mit Napoleon war kein Friede mehr zu schließen. Er hatte feine Regierungsgewalt in die Hände der Kaiserin als Regentin niedergelegt; als aber feine Niederlage und Gefangenschaft in Paris bekannt wurde, da war es mit dem schon länger wankenden Kaiserreiche aus. Kaiserin Eugenie mußte eiligst nach England entfliehen; ihre Minister, die Kammern, bisher in der Mehrheit so gut kaiserlich, stoben auseinander, als am 4. September eine unblutige Revolution aus dem Kaiserreich eine Republik machte und die Staatsgewalt in die Hände der bisherigen Oppositionsmänner brachte. Die neue Regierung nannte sich „Regierung der nationalen Vertheidigung“. Ihre sämmtlichen Mitglieder waren gegen den Krieg gewesen, aber nachdem die Fremden auf französischen Boden gekommen waren, wollten sie nichts anders als Vertreibung derselben und der neue Minister des Auswärtigen, Jules Favre, erklärte aufs bestimmteste, kein Fuß französischen Bodens, kein Stein einer Festung dürfe abgetreten werden, um den Frieden damit zu erkaufen. Andererseits ließ auch Graf Bismarck keinen Zweifel darüber, wie er über die Bedingungen des Friedens denke: er verlangte die Abtretung der Festungen Straßburg und Metz, natürlich also auch die Landschaften Elsaß und Deutsch-Lothringen, worin mit ihm ganz Deutsch-
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