Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 293

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
Die Flotte. Rückblick. «93 kein Abschluß zu Stande, und es bedurfte wieder eines ernstlichen Druckes auf die französische Regierung, bis am 10. Mai zu Frankfurt a. M. der end-giltige Friede unterzeichnet wurde. Die Flotte. Nachträglich muß noch mit einem Worte der Feindseligkeiten zur See gedacht werden. Die deutsche Flotte war nur klein und der französischen nicht im mindesten gewachsen; man hatte also Grund die Ueberlegenheit der Franzosen zu fürchten. Wirklich erschienen Panzerschiffe wiederholt in der Nord- und Ostsee, aber ohne eine Stadt zu bombardireu oder eine Landung zu versuchen. Sie waren nicht einmal im Stande eine wirksame Blokade der deutschen Häsen durchzuführen. Dem deutschen Seehandel fügten sie indeß gleichwohl großen Schaden zu, auch dadurch daß sie auf deutsche Handelsschiffe Jagd machten und dieselben aufbrachten. Obwohl sich bei einigen kleinen Zusammenstößen die deutsche Tapferkeit auch auf dem Meere bewährte, so war es doch vielmehr der ganze Verlauf des Landkrieges, der auch der französischen Flotte große Nachtheile brachte. Bei der ununterbrochenen Kette von Verlusten wurden auch die Marinegeschütze und Flottenmannschaften, besonders bei der Vertheidigung von Paris, mit verwendet, und so war auch die Flotte am Ende des Krieges von der allgemeinen Auflösung und Unordnung mit betroffen. Rückblick auf den Krieg. So war denn der gewaltige Krieg zu Ende, einer der merkwürdigsten, wenn nicht der großartigste der Geschichte. In der kurzen Zeit von 6 Monaten wurden 156 Gefechte und 17 Schlachten geschlagen, 26 Festungen, darunter die größten und stärksten der Welt gewonnen, 120 Fahnen oder Adler, über 7000 Festungs- und Feldgeschütze, über 600,000 Gewehre erbeutet, über 385,000 Soldaten kriegsgefangen nach Deutschland geschickt, gegen 100,000 in der Schweiz und 150,000 in Paris internirt. Der Riesenkampf der beiden mächtigsten Nationen Europas, der mit Aufbietung aller physischen und geistigen Kräfte, mit Benutzung aller technischen und wissenschaftlichen Hilfsmittel, mit den vollkommensten Waffen war geführt worden, verlief als eine ununterbrochene Reihe von Siegen und Erfolgen für den einen, als eine Kette von Niederlagen für den anderen Theil. Sein Ursprung lag in dem Leichtsinn und der Eroberungssucht Napoleons, der in dieser Beziehung der rechte Vertreter seines Volkes war; sein Verlauf und überlange Fortsetzung offenbarte den sittlichen Verfall der französischen Nation;*) sein Ende war die Vergeltung des seit Jahrhunderten von Frankreich *) Hierher gehört die Frivolität und Liederlichkeit, die auch im französischen Feldlager zu bemerken war: bei Wörth und Metz wurden Kisten und Koffer mit Damenkleidern, Zelte mit Leckereien und feinen Toilettegegenständen erbeutet. Nächstdem war der tiefste Schade der französischen Nation ihre Selbstüberschätzung, ihr Größenwahnsinn, wie man gesagt hat: die Franzosen erschienen sich als die große, die gebildetste Nation, als unbesieglich, als zur Beherrschung Europas berufen. Aus dieser Ueberhebung ergab sich natürlich die Unterschätzung ihres Gegners, woraus dann gerade tiie Zuchtruthe für sie erwuchs. Dies aber wurde wieder nicht erkannt; von eigener S-chuld, von Anerkennung eines göttlichen Gerichts war keine Rede, nur von Verrath herer, welche die Regierung oder den Oberbefehl führten, und die Regierenden wieder verschmähten Lügen und Phrasen nicht, um das Volk zu einer unsinnigen Fortsetzung des Krieges anzutreiben. Der Krieg schloß für die meisten Franzosen mit einem, wilden Hasse gegen die Deutschen und mit der Hoffnung auf baldige Rache, aber n\cht mit dem Gedanken daß eine sittliche Wiedergeburt des ganzen Volkes nöthig sei. Auch in der Kriegführung selbst und in ihren Mitteln zeigte sich oft, wie abgestumpft für wahre Sittlichkeit die Volksmoral war. Es wurde gelobt, wenn die Be>'oohner der Orte, in und bei
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer