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1. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 298

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
T»8 Iii. Zeitr. Die neuere Zeit. Von der Reformation bis jetzt. wähnuug. Preußen ist der führende Staat, die Präsidialmacht, aber nicht bloß als der größte an Land und Leuten, sondern als der politische Kern des werdenden wie gewordenen Deutschlands; denn die ganze preußische Geschichte kann mit Recht der Aufbau des neudeutschen Reiches heißen und die besten preußischen Einrichtungen sind nun, übertragen auf das verjüngte Deutschland, seine Stützen und Zierden. Baiern hat als der zweitgrößte Staat in seinem Verhältniß zum Reiche eine bevorrechtete Stellung behalten: das bairische Heer, wiewohl sonst ganz wie das übrige Heer geordnet und verwaltet, steht nur im Kriege unter dem Oberbefehl des Kaisers; Baiern hat die eigene Verwaltung des Post- und Telegraphenwesens und andere nicht unwesentliche Dinge sich vorbehalten. Hat Baiern so eine Sonderstellung im Reiche, so ist El saß-Lothringen geradezu ein Reichsland, es gehört dem ganzen Reiche und steht nur unter dem Kaiser und kaiserlicher Verwaltung. Das ist in den Grundzügen die Ordnung und Verfassung des neuen Reiches. Sie läßt den einzelnen Staaten freie Bewegung auf den ihnen eigenen Gebieten, sie giebt der Nation die nöthige Einheit und die daraus entspringende Kraft, sie verbürgt Europa durch diese gegen übermüthige Angriffe gerüstete Machtstellung und durch ihr nur auf eigene Sicherheit zielendes Wesen den Frieden und die Ruhe, welche alle Völker jetzt bedürfen, um den höchsten Aufgaben der Menschheit zu leben und die zwar unblutigen, aber nicht minder schweren Geisteskämpfe zu schlagen, die unsere Zeit bewegen. Möge vor allen unserm deutschen Volke der Segen dieser gewaltigen Zeit mit ihren großen Thaten und Gaben unverkümmert bleiben! Mögen doch alle Deutsche das Vorbild des ehrwürdigen Kaisers beherzigen, welcher, ehe er in den Krieg zog, sein Volk zu einem außerordentlichen Bettag wie zu Gottvertrauen und Gebet aufforderte, welcher im Kriege, als er von Sieg zu Sieg geführt wurde, immer demüthiger Gottes Finger erkannte und verehrte, welcher endlich nach dem Abschluß des Friedens und nach der Heimkehr des siegreichen Heeres am 18. Juni einen feierlichen Dankgottesdienst halten ließ und seinem Volke es als gemeinsame Aufgabe vorhielt für die erfahrene „Barmherzigkeit dem Herrn zu danken und das neugeschenkte Gut des Friedens in aufrichtigem und demüthigem Geiste zu Seines Namens Ehre zu pflegen." Wenn auch das deutsche Volk für eine gerechte Sache mit Hingebung, Pflichttreue und Tapferkeit eintrat und der deutsche Charakter sich dem französischen weit überlegen zeigte, so war doch alles, was geschah, so groß und gewaltig, daß in Anerkennung des Waltens und der Thaten Gottes aller menschlicher Selbstruhm verstummen muß. Gott der Herr hat über Frankreich Sein Gericht ergehen lassen und über Deutschland mit Seiner Bewahrung und Seinem Segen in Gnaden gewaltet. „Der Herr hat Großes an uns gethan! Ehre sei Gott in der Höhe!" (Em. Geibel.)
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