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1. Grundriß der deutschen und preußischen Geschichte - S. 104

1878 - Eisenach : Bachmeister
104 Friedrich Wilhelm Iii. daß Polen Unter Frankreichs Mitwirkung sich womöglich seine Unabhängigkeit wieder erringen könne, schürten die Adeligen das Feuer des Aufruhrs. Im November 4831 brach in Warschau ein furchtbarer Volksaufstand aus. Nur durch schleunige Flucht rettete sich der Vicekönig Constantii!. Als Kaiser Alexander die von Polen nachgesuchte Wiederherstellung des alten Königreichs Polen abschlug, entbrannte ein höchst Mutiger Kampf. Die Aufständischen erwarben sich hohen Ruhm (Radziwill, Chlopicki), wurden aber zuletzt von der russischen Uebermacht erdrückt. Biele Polen wanderten aus, das Land aber büßte durch seinen mißglückten Aufstand den letzten Schatten seiner Freiheit ein. 15. Deutschland zur Zeit Friedrich Wilhelms Iii. Allem Anscheine nach hatte der Wiener Kongreß dte Ruhe und Ordnung Europas auf lange Zeit gesichert. Das war jedoch nur scheinbar der Fall; vor allem rvar den nationalen Bedürfnissen Deutschlands keine genügende Berücksichtigung zutheil geworden. Der deutsche Bund, der seine Sitzungen in Frankfurt a. $)£. hielt, sollte über die allgemeinen deutschen Angelegenheiten berathen. Da nun aber auf dem Bundestage selbst die kleinsten der achtunddreißig Staaten eine Stimme hatten, konnte es kommen, daß bei einer Abstimmung diese das Ucbergeroicht zum Nachtheil des Bundes erlangen konnten (Es hatten z. B. Preußen und Oesterreich nur so gut je eine Stimme, wie Würtemberg u. a. kleine Staaten). Vorerst wahrten sich indeß die durch die heilige Allianz zur Aufrechterhaltung der Ordnung eng verknüpften Großstaaten Oesterreich und Preußen einen übet wiegenden Einfluß. Aber {Krade der Umstand, daß zwei Großstaaten dem Bunde angehörten, machte das Bestehen desselben aus die Dauer unhaltbar. Zwar gestattete Preußen Oesterreich anfangs einen vorwiegenden Einfluß; als es jedoch später, seiner vorherrschend deutschen Stellung eingedenk, den eigennützigen Bestrebungen des letzteren entgegentrat, erwachte auch die alte Uneinigkeit wieder. Dazu gebrach es dem Bunde nach außen an einer gemeinsamen diplomatischen Vertretung und, im Falle eines Krieges, an einer gemeinsamen Oberleitung. Aus allen diesen Gründen blieb der Bund eine ebenso schwerfällige ohnmächtige Vielheit wie früher das deutsche Reich. Allerdings trat jetzt eine an leiblichen und geistlichen Gütern reichgsschnete Friedenszeit ein. Dennoch konnte es zu einer gesunden Entfaltung des nationalen Lebens nicht kommen, zumal es dem allmählich erstarkenden Nationalgefühl an Einheit und folglich auch an Kraft gebrach. Der österreichische Staatskanzler Fürst Metternich schuf durch sein Bestreben, durch Festhaltung an den 1815 geschaffenen Verhältnissen die Herrschaft Oesterreichs über Italien, Ungarn und Galizien zu sichern, der Entwicklung des Nationalgefühls ein Gegengewicht und mißbrauchte zu dem Ende die wohlgemeinten Bestimmungen der Heil? Allianz und des umsomehr, als Revolutionen in den Nachbarstaaten alles Bestehende zu zertrümmern droh’ten. Hierdurch zerriß er aber das Band des Vertrauens, welches durch die gesegnete Regierung Friedrich Wilhelms Iii. um Fürst und Volk geschlungen wurde, und der von Oesterreich ausgehende Druck wurde somit von ganz Deutschland empfunden. Dessenungeachtet ließ es der friedliebende Sinn des Volkes zu einem offenen Auftreten einstweilen noch nicht kommen. Nur vereinzelte Stimmen warnten vor Erschlaffung (so Arndt, Jahn u. a.). Diese Mahnrufe wurden am empfänglichsten von den Jünglingen auf den deutschen Universitäten aufgenommen. Aber die rege Theilnahme, welche Deutschland den gleichzeitigen bewegten Vorgängen in andern europäischen Staaten entgegenbrachte, gaben einen untrüglichen Beweis von der allmählich unter allen Schichten eingeriffenen Unzufriedenheit. U n etwaigen geroalithatigen Auftritten bei Zeiten vorzubeugen, wurde durch die „Karlsbader Beschlüsse" die Preßfreiheit aufgehoben, auch eine Kommission zur Unterdrückung „demagogischer Umtriebe" eingesetzt. Zugleich traten die Fürsten
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