1899 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittlere Mädchenschule, Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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zeigen die 40 Königsgräber in einem wilden Felsthale der libyschen
Berge. Die Gräber der Verstorbenen sahen die Ägypter als ihre „ewigen
Wohnungen", die Häuser der Lebendigen nur als „Herbergen" an.
o) Die Wissenschaft war tiefsinnig und umfassend. Das be-
zeugen die jetzt enträtselten Hieroglyphen, die ein deutliches Bild des
ägyptischen Lebens geben. Sie sind die älteste Schrift des Volkes, die
Laute, Silben, Vorstellungen und ganze Vorstellungsreihen durch Bilder
aller Art darstellt. Die Gelehrten kennen jetzt den Schlüssel zu dieser
Schrift und vermögen die alten Papyrusrollen und die Inschriften der
Baudenkmäler zu lesen. Die Berechnung der Nilüberschwemmungen schuf
die Astronomie, die Regelung der Grenzen die Geometrie. Außer-
dem wurden Gesetzes- und Heilkunde gepflegt. Von Poesie finden
sich Hymnen, Lieder, Epen und Märchen. Musik wurde eifrig getrieben.
Sängerchöre trugen die Hymnen zu Ehren der Götter unter Begleitung
von Harfen- und Flötenspiel vor. Als Erzeugnisse des Gewerbfleißes
verdienen die köstlichen Gewebe aus Byssus (Baumwolle), das Schreib-
material aus der Papyrus st aude, farbige Gläser und verzierte Leder-
arbeiten Erwähnung.
ä) Die Lebensweise des Volkes war einfach und gesund. Brot
und Durrahhirse, Fleisch (aber nicht von Schweinen), Obst und Gemüse
wurden gegessen, Nilwasser, Bier und Wein getrunken. Die ärmeren
Ägypter wohnten in Hütten, die aus getrockneten Nilschlammziegeln her-
gestellt waren, die reichen in großen, buntbemalten Häusern aus Ziegel-
steinen mit offenen und bedeckten Vorbauten, die meist von Lustgärten
umgeben waren. Das Leben war gesellig und fröhlich, aber mit Fremden
aßen die Ägypter nicht an einem Tisch. Die geachtete Stellung der
Frauen zeigt die hohe Kulturstufe des Volkes. Sogar Priesterinnen
wurden aus der königlichen Familie und der Priesterkaste gewählt. Die
Frau hieß „Herrin des Hauses"; sie erschien auch in Gesellschaft der
Männer; die Kinder wurden weit öfter nach der Mutter als nach dem
Vater benannt. Ehen zwischen Personen verschiedenen Standes waren
nicht verboten, aber gegen die Sitte. Sklaven wurden zu allerlei Diensten
gehalten. Eine gut eingerichtete Polizei sorgte für Ordnung im Lande.
4. Die Geschichte. Menes erbaute um 3000 v. Ehr. Memphis, 3000
Cheops später die größte Pyramide, Amenemha Iii. das Labyrinth
und den Mörissee mit seinen Riesendämmen. Die Hyksos, kriegerische
Hirten aus Asien, beherrschten 500 Jahre das Land. Nach harten
Kämpfen wurde ihr Joch abgeschüttelt und Theben die Hauptstadt des
befreiten und mächtig emporblühenden Landes. Seine größten Könige
waren Sesostris 1350, berühmt als Kriegsheld, Bauherr und Regent,
und Rhampsinit 1250, der das große Schatzhaus erbaute.
Der Sage nach hielt sich ein treuloser Baumeister durch einen losen
Quaderstein in der Mauer einen Zugang zu den Schätzen offen. Seine
beiden Söhne beraubten bei Nacht den Schatz. Durch eine künstliche Falle
sing der König einen der Diebe. Da dieser sich nicht befreien konnte, bat
er seinen Bruder, ihm das Haupt abzuschlagen, damit man ihn nicht er-
kenne. Um die Thäter zu entdecken, hing der König die Leiche am Thore
auf. Er mutmaßte, daß man sie herabnehmen würde, um sie zu bestatten.