1899 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittlere Mädchenschule, Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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am Tage gewebt hatte. So wenig das Gewand fertig wurde, so wenig
kam die Hochzeit zustande.
5. Das einfache Leben der Griechen in der Heldenzeit. Die
Hauptbeschäftigung waren Getreide-, Wein- und Obstbau, Viehzucht,
Jagd und Fischerei. Die niedrigen Arbeiten, wie hacken, graben, Vieh
hüten, Holz spalten, Feuer anzünden, Getreide zermahlen und dergl. ver-
richteten Sklaven; diese waren entweder Kriegsgefangene oder durch See-
raub und Handel erworben. Als Zugtiere dienten Stiere, als Lasttiere
Esel und Maultiere. Rosse zogen im Kampfe die Streitwagen. Die
Herden bestanden aus Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen. Der
Handel wurde nur im kleinen getrieben und beschränkte sich meist auf
Tauschhandel. Gemünztes Geld kannte man kaum. Die Schiffe wurden
gerudert. Durch Krieg und Seeraub suchten sich kühne und unter-
nehmungslustige Männer zu bereichern. Zierliche und kunstvolle Waffen
und Geräte wußte man zu verfertigen, so allerlei Henkelkrüge, Dreifüße,
Tische und Stühle, und wohnliche Häuser sowie feste Burgen aus Steinen
herzustellen. An der Spitze der Volksgemeinde stand der König. Als
Zeichen seiner Würde trug er ein Zepter. Mit Weib, Kindern und Sklaven
bewohnte er eine feste Steinburg. Im Schatzhause verwahrte er die
ererbten Schätze seiner Väter und die besten Beuteanteile. Im Kriege
führte er als Feldherr seine Scharen; im Frieden sprach er Recht als
Richter und brachte den Göttern die Opfer aus Stieren dar. Seine
Ratgeber und Helfer waren in Krieg und Frieden die Edeln, d. h.
die Tapfersten und Weisesten seines Volkes. Seine Gefolgschaft bildeten
im Kriege die freien Männer; im Frieden bauten sie den Acker, trieben
Gewerbe, Schiffahrt, Handel und Viehzucht. Geachtet und geehrt wurden
die griechischen Frauen, heilig gehalten die Ehen, verachtet und bestraft
Frauenraub und Untreue, wie der trojanische Krieg zeigt. Man meinte,
manche Frauen könnten Zukünftiges Vorhersagen, allerlei Zeichen deuten,
Krankheiten heilen und Zauberkunst treiben. Die Weiber webten und
nähten Gewänder. Selbst Königinnen schämten sich nicht zu spinnen
und zu weben, wie Könige sich nicht scheuten, Hand an Axt und Richt-
scheit zu legen. Bei Kriegen löste sich der Kampf meist in Einzelgefechte
auf, und die Entscheidung lag in der Tapferkeit und List der Führer.
Diese standen im Kriege auf Streitwagen und warfen von dort Speere
und Lanzen; dann sprangen sie wohl auch herab, forderten den Gegner
mit kühnen Reden heraus und bekämpften ihn mit dem Schwerte in der
Hand, indem sie sich mit dem Schilde deckten. Diesem Einzelkampfe
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