1899 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittlere Mädchenschule, Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Sogar auf die Staatsverwaltung gewann sie Einfluß. Der weise
Sokrates verkehrte fleißig mit ihr, um das weibliche Herz zu
erforschen. Scherzweise nannte er sich ihren Schüler. Die grie-
chischen Frauen nahmen sonst nicht teil am öffentlichen Leben, nicht
einmal an den geselligen Freuden. Das Haus war ihre Welt. Mit
den Kindern und Sklavinnen hielten sie sich im Frauengemache auf und
verrichteten allerlei häusliche Arbeiten. Es haftete ein Makel an den
Frauen, die nach höherer Bildung strebten und am öffentlichen Leben
teilnahmen. Der Mann gewann die Frau entweder durch Vermittelung
der Verwandten oder kaufte sie für eine Morgengabe oder entführte
sie ihren Eltern. Am Vermählungstage kam der Bräutigam mit
Freunden und Verwandten in das Haus der Braut, brachte den Ehe-
göttern die vorgeschriebenen Opfer, nahm teil am Festmahl und führte
dann die Braut in Schleier und Gürtel auf einem Wagen in sein Haus.
Hier begrüßten die Jugendfreunde mit Gesängen und Geschenken das
junge Paar, die Mutter der Braut aber zündete mit der Fackel vom
heimischen Herde das Feuer im neuen Haushalte an.
Die Kleidung wurde aus Wolle und Leinen verfertigt. Sie war
weiß oder buntgewirkt und mit Purpurstreifen verziert. Das Haupt-
gewand war das lange, hemdartige, ärmellose Unterkleid, Chiton ge-
nannt. Es wurde um die linke Körperseite geschlagen, so daß der Schlitz
rechts kam, auf der Schulter durch eine Spange und über den Hüften
durch einen Gürtel zusammengehalten. Darüber wurde, besonders von
Männern, das viereckige, faltenreiche Himation malerisch wie ein Mantel
geworfen. (Siehe die Bilder von Sophokles und der Karyatide!) Auf
Reisen und Kriegszügen kam ein weiter Mantel, die Chlamys, dazu.
Das Haupt blieb meist unbedeckt und wurde nur auf Reisen durch breit-
krempige Hüte aus Tierfellen oder durch spitze Mützen, die Füße durch
Sandalen, d. h. angeschnürte Sohlen, geschützt.
Als Speisen genossen die Griechen die Erzeugnisse ihres Landes:
Brot, Fleisch, Eier, Früchte, Fische u. s. w. und tranken gern den feurigen
Wein der Inseln, besonders von Chios. Nur reiche Leute gaben zu-
weilen Schwelgermahle, zu denen fremde Länder allerlei kostbare Lecker-
bissen senden mußten. Kostbare Geräte und Blumen schmückten den Tisch;
Musik und Tänze ergötzten die Gäste. Sie aßen liegend, stützten den
linken Arm auf ein Polster und langten mit der rechten Hand zu. Messer
und Gabeln brauchten sie nicht, da die Speisen mundfertig aufgetragen
wurden. Knochen, Krebsschalen u. a. Abfälle warfen sie unter den Tisch.
Nach dem Essen wurden die Hände gewaschen und mit Tüchern ab-
getrocknet. Die Hauptmahlzeit wurde gegen Abend eingenommen.
2. Der einsichtige Staatsmann. Perikles erstrebte eine allgemeine
Teilnahme sämtlicher Bürger an den Staatsangelegenheiten und suchte
die Volksherrschaft völlig durchzuführen, wobei er allerdings die Leitung
behielt. Um auch den ärmsten Bürgern die Teilnahme an den öffent-
lichen Angelegenheiten zu ermöglichen, führte er als Entschädigung für
die im öffentlichen Dienste aufgewendete Zeit einen Staatssold ein. So
wurden die Bürger für die Beteiligung an den Gerichten, den Besuch