1899 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittlere Mädchenschule, Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
51
fängnis. Jeden Fluchtversuch verschmähte er. Noch 30 Tage laug unter-
wies er seine Schüler. Den letzten Tag redete er viel über die Unsterb-
lichkeit der Seele. „Ach, daß du unschuldig sterben mußt!" klagte einer
der Schüler. „Wolltest du lieber, daß ich schuldig sei?" antwortete er.
Ruhig trank er den Giftbecher, ging umher, bis die Füße schwer
wurden, und streckte sich dann auf seinem Lager aus. Sein letztes Wort
an einen Schüler war: „Vergiß nicht, dem Gott der Heilkunde einen
Hahn zu opfern! Wir sind ihm einen schuldig." So starb der beste
aller Männer des Altertums (399). 399
4. Die berühmtesten Schüler des Meisters. Sie weckten durch
ihre Schriften erst das rechte Verständnis für ihren trefflichen Meister,
hauptsächlich Platon. Platon ist berühmt als Philosoph, Xenophon
als Geschichtsschreiber, Antisthenes als Gründer der cynischen Schule,
die in der Bedürfnislosigkeit das höchste Lebensglück sah. Der berühmteste
Cyniker ist Diogenes, der „rasende Sokrates". Die Epikuräer
lehrten in jener Zeit nach ihrem Meister Epikur, daß im Genießen
der rechte Gebrauch des Lebens bestehe. Dagegen lehrten Zenon und
seine Anhänger, die Stoiker, daß in der Entsagung und dem Gleichmut
der Seele die wahre Würde des Menschen liege. Ter Cyniker Diogenes
aus Sinope wollte zum Naturzustände zurückkehren und suchte den Satz:
„Wer am wenigsten bedarf, ist der Gottheit am nächsten" mit Über-
treibung durchzuführen. Seine Wohnung war ein Faß, sein einziges
Gerät ein Becher. Da er einen Knaben ohne Becher trinken sah, warf
er den seinen auch fort. Bei Tage suchte er einst im Marktgewühl mit
einer Laterne nach — „Menschen"! Als er sich vom Könige Alexander
eine Gunst erbitten sollte, bat er: „Geh mir ein wenig aus der Sonne!"
Alexander sagte nach seiner Unterhaltung mit ihm: „Beim Zeus, wenn
ich nicht Alexander wäre, so möchte ich wohl Diogenes sein!"
Fragen: Warum verurteilten die Richter den gerechten Sokrates? —
Worin besteht die sokratische Methode? — Was ist nachahmenswert an Sokrates?
— Was bedeuten die Aussprüche des Diogenes? — Beispiele von Undank aus
der griechischen Geschichte und ihre Ursachen!
14. Epmninmidas in Theben.
1. Er bereitete die Befreiung Thebens still und weise vor.
Nach der Niederwerfung Athens gewann die spartanische Herrschaft in
Griechenland die Oberhand; aber bald drückte das spartanische Joch
härter als das athenische. Die Unzufriedenheit der schwächeren Staaten
wuchs und wurde von den Persern geschürt. Die Spartaner überfielen
und besetzten die Burg in Theben, bedrückten die Stadt und vertrieben die 383
besten Männer. Nur der edle Epaminondas durfte Zurückbleiben, weil
er wegen seiner Armut und seiner Beschäftigung mit Künsten und Wissen-
schaften nicht gefährlich erschien. Er sammelte die thebanischen Jünglinge
zu Turn- und Waffenübungen um sich. Daraus entstand später die helden-
mütige „heilige Schar". Bald sollte die Stunde der Befreiung schlagen.
2. Er führte sie mit Pelopidas mutig durch. Der reiche und
feurige Pelopidas begab sich mit mehreren Genossen in Jägerkleidung
4*