1899 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittlere Mädchenschule, Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Zuerst war dem Sulla, einem feingebildeten Manne von der Partei
der Aristokraten (Vornehmen), vom Senate der Oberbefehl gegen Mithri-
dates übertragen worden. Marius, der bei dem geringen Volke sehr
beliebt war, setzte es aber mit dessen Hilfe durch, daß er ihm wieder
abgenommen wurde. Da brach der erste Bürgerkrieg aus. Sulla 88
rückte mit seinem Heere gegen Rom, nahm es mit stürmender Hand,
ließ den Marius ächten, verfolgte dessen Anhänger und verstärkte den
Senat mit seinen Freunden. Dann zog er gegen Mithridates, besiegte
ihn in Griechenland und Kleinasien und zwang ihn zum Frieden. 84
3. Marius als Flüchtling. Der geächtete Marius rettete sich
durch eine Flucht voll Abenteuer. Er wurde entdeckt und zum Tode
verurteilt. Als ihn ein Sklave im Gefängnis töten sollte, fuhr er
diesen mit blitzenden Augen und donnernder Stimme an: „Mensch, du
wagst es, den Gajus Marius zu töten?" Der Sklave warf den Dolch
weg und stürzte fort. Man entließ den Gefangenen. Glücklich kam er
nach Afrika. Von hier verwies ihn der römische Proprätor oder Statt-
halter. Den Boten sah Marius mit starren Augen an und brach in
die Worte aus: „Sage deinem Herrn, du habest den Marius als Flücht-
liug auf den Trümmern Karthagos sitzen sehen!" Dann verbarg er sich
mit seinem Sohne auf einer Insel.
4. Marius zum siebentenmal Konsul. Inzwischen war sein
Freund Cinna in Rom zur Herrschaft gekommen und rief Marius mit
seinem Anhang zurück. Grauenhaft wüteten nun die marianischen Horden
gegen die Sullaner. Jeder wurde niedergestoßen, dessen Gruß Marius
nicht erwiderte. Doch schon in der dritten Woche seines siebenten Kon-
sulats raffte der Tod den Marius infolge der steten fieberhaften Auf-
regungen hinweg. Er war immer der Liebling des niedern Volkes ge-
wesen. Cinna wurde von seinen eigenen Soldaten erschlagen.
5. Sullas furchtbare Rache durch die Ächtungslisten. Nach
drei Jahren kehrte Sulla als Sieger zurück und nahm furchtbare Rache
an seinen Feinden. Nicht vergeblich hatten ihm die Bürger ein Beil
mit einem goldnen Kranze entgegengetragen. Nachdem er die Heere der
Gegner in 15 Schlachten besiegt, ließ er eine Liste seiner Gegner an-
fertigen und setzte einen hohen Preis auf den Kopf jedes Marianers.
Aus Rachsucht und Habgier wurden in Italien an 40 000 Bürger
hingeschlachtet. Sulla, zum Diktator ernannt, beschränkte nun die Gewalt
der Tribunen und erweiterte die Macht des Senats und der Aristokraten.
Um die tiefgesunkenen Sitten zu heben, setzte er harte Strafen auf
Ehebruch, Giftmischerei, Urkundenfälschung und andere Verbrechen. Nach
zwei Jahren legte er die Diktatur nieder, zog aus ein Landgut und
lebte da den Musen und den sinnlichen Vergnügungen. Er starb am
Blutsturz. Seine Leiche wurde mit dem feierlichsten Gepränge in Rom
begraben. 78
Fragen: Welches sind die Ursachen des ersten Bürgerkrieges? — Was
waren und was wirkten Proskriptionen? — Vergleiche Marius und Sulla! —
Was machte Marius zum Liebling des niedern Volkes? — „Der Triumphbogen
des Marius" von Kinkel.