1899 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittlere Mädchenschule, Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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der berühmteste Fürst aus dem Hause der Merowinger
sein Enkel Chlodwig. Er war ebenso geschickt, die Streit-
axt mit wilder Kraft zu schwingen, als durch List und
Verstellung Zwietracht zu säen. In kecker Eroberungslust
griff er den weströmischen Statthalter an, der noch einen
Teil Galliens selbständig behauptete, besiegte ihn und ließ
sich sein Haupt von den Westgoten, zu denen er geflohen
war, ausliefern. Er nahm hieraus alles Land bis an
die Loire ein und machte Paris zur Hauptstadt.
2. Er bekehrt sich zum Christentume. Zu beiden
Seiten des Rheines, von Mainz bis zum Bodensee, wohnten
die Alamannen. Sie waren durch ihre Tapferkeit und
Raublust gefährliche Nachbarn. Chlodwig besiegte sie in
496 lililí einer Schlacht (bei Zülpich?) und unterwarf sie (496).
Als anfänglich das Schlachtenglück schwankte, rief Chlodwig:
„Jesus Christus, den meine Gattin Chlotilde anbetet,
88. Lhlodwig. hilf mir! meine Götter verlassen mich. Wenn du mir
Standbild an der beistehst, will ich an dich glauben!" Nach dem Siege be-
grüßte er seine Gattin mit den Worten: „Chlodwig hat
die Alamannen, Chlotilde aber Chlodwig besiegt!"
Am Weihnachtsfest ließ er sich in Reims mit 3000 Edlen vom
Bischof Remigius taufen. Beim Eintritt in die hellerleuchtete und weih-
rauchduftende Kirche fragte er: „Mein Vater, ist dies das versprochene
Reich?" „Nein," antwortete der Bischof, „aber der Vorhof dazu!" Bei
der Taufe sprach der Bischof: „Beuge, stolzer Franke, demütig deinen
Nacken! Bete an, was du verbrannt hast, und verbrenne, was du an-
gebetet hast!" Chlodwig wurde so katholischer Christ. Weil die
andern deutschen Fürsten Arianer waren, so gab ihm der Papst den
Beinamen „Allerchristlichster König". Aber sein Gemüt blieb roh, sein
Wandel heidnisch.
Kirche zu Cor-
beil. W.
500 3. Er erweitert das Reich. Bei Dijon besiegte er (500) die
Burgunder und machte sie zinsbar. Dazu hatte ihn besonders seine
Gattin, die Nichte des Burgunderkönigs, aus Rachsucht getrieben. —
Zu dem Kriege gegen die Westgoten nahm er deren arianisches Be-
kenntnis als Vorwand. Er schlug sie, eroberte das Land bis zur Ga-
ronne und hätte sie über die Pyrenäen gedrängt, wenn Theoderich nicht
dazwischen getreten wäre. Dann beseitigte er in treuloser Weise die
übrigen Fürsten der Franken, erschlug zwei mit eigener Hand, weil der
eine zu feige wäre und der andere seinem Bruder nicht genug bei-
gestanden hätte, und machte sich so zum Herrn aller Franken. Doch
nicht lange genoß er die Frucht seiner Frevel; der Tod raffte ihn im
45. Jahre hinweg.
4. Er hinterläßt es unwürdigen Nachfolgern. Den auf Blut,
Thränen, Sündem und Schandthaten aufgebauten Thron teilten feine
vier Söhne. Sie eroberten auch noch das Reich der Burgunder und
Thüringer. Namen- und zahllos sind die Greuel der Merowinger. Am