1899 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittlere Mädchenschule, Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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ihren Fahrzeugen auf den Flüssen bis in das Herz von Deutschland
und Frankreich hinein. Sie eroberten die Normandie in Frankreich,
brandschatzten Paris, plünderten Köln, verbrannten Hamburg. Im Osten
beunruhigten die Slaven an der Elbe die deutschen Grenzgebiete. Ludwigs
Leben war so ein fortwährender Kampf.
4. Das rühmlose Ende der Karolinger. Karl der Dicke,
Ludwigs Sohn, vereinigte noch einmal alle Länder Karls des Großen,
aber die Krone war seinem stets schmerzenden Haupte zu schwer. Den
Normannen kaufte er zweimal den Frieden ab. Da setzten ihn Deutsche
und Franken ab. Sein Neffe Arnulf, der sich hohen Kriegsruhm im
Kampfe mit den Slaven erworben hatte, wurde gewählt. Er schlug bei
Löwen an der Dyle die Normannen bis zur Vernichtung und bändigte
den wilden Mährenherzog. Er hinterließ Krone und Reich seinem sechs-
899 jährigen Sohne Ludwig dem Kinde. Die deutschen Länder wurden
von auswärtigen Feinden, den Ungarn, überschwemmt, und im Innern
tobten die Fehden der Großen. Weinend über des Reiches Unglück,
911 starb Ludwig das Kind (911), und mit ihm erlosch das Geschlecht der
Karolinger in Deutschland.
Unter den Karolingern wurden nach und nach die einzelnen großen
Stämme der Deutschen selbständig. Ihre Führung übernahmen Männer,
die sich durch Adel, Tapferkeit und großen Grundbesitz auszeichneten,
die Herzöge, die in ihren Gebieten nahezu königliche Gewalt ausübten.
So entstanden fünf Herzogtümer: Sachsen, Bayern, Schwaben,
Franken und Lothringen.
5. Frauenleben in der Karolingerzeit. Der Mann warb um
die Braut bei den Eltern und Verwandten. Viel galt dabei die Eben-
bürtigkeit. „Sitte, Recht und Ehre fordern, daß ein Mann die Frau
nur mit beider Wollen nimmt." Mit einem Goldring verlobten sich
Braut und Bräutigam. Verwandte erhielten Geschenke, die Braut eine
Morgengabe. Die Eheschließung erfolgte im Ringe der Verwandten,
die kirchliche Einsegnung hinterher. Die Ausstattung und Mitgift der
Braut hieß Brautmiete. Das Gesinde, das ihr aus dem Elternhause
folgte, Heimgesinde.
In der Ehe vertrat der Mann in allem die Rechte der Frau.
Starb er, so erbte sie nach 30tägiger Trauer einen Teil der Hinter-
lassenschaft und konnte sich wieder verheiraten.
Die Frau lebte mit den Mägden und den Töchtern in der Kemenate
(von Kamin), einem heizbaren Frauengemach, das unverletzlich und Fremden
unzugänglich war. Hier beschäftigten sich die Frauen fleißig mit Spinnen,
Weben, Wirken, Nähen und Sticken von Gewändern aus Wolle und
Leinen und vertrieben sich, die Zeit mit fröhlichem Geplauder. Keine
kleine Rolle spielte dabei die Putzfrage. Man wußte schon damals, „wie
willig sich die Mägdlein putzen". Die Kleider von Leinen, Wolle, Samt
und Seide, welche Händler aus dem Morgenlande brachten, waren durch
Steppwerk und Stickerei, mit Goldfäden durchwirkt, sowie durch Borten
und edles Gestein geziert und durch blanke Knöpfe und Nägel geschmückt.
Auch Haare uüd Haupt schmückten die Mägdlein mit Krone und Kränz-