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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 165

1899 - Gera : Hofmann
165 jener Zeit entstanden aus Volkssagen und Volksliedern unsere größten Epen: „Nibelungenlied" und „Gudrun". In den Städten bildete sich später der Meistersang aus, indem die ehrsamen Handwerksmeister allsonntäglich zusammenkamen, um in Singschulen ihre Lieder vorzutragen. Eine sonderbare Zunft bildeten die fahrenden Leute. Das waren umherziehende Sänger, Erzähler, Gaukler, Seiltänzer, Wahrsager, Kurpfuscher und Händler, später Mönche und Schüler, zuletzt Soldaten und Zigeuner. Bettelnd und stehlend zogen sie von Hof zu Hof, von Ort zu Ort und waren gleichsam die lebendigen Zeitungen jener Tage. Jahrmärkte und Kirchenfeste waren durch sie belebt. Sie schlugen ihre Buden als Wunderärzte auf, priesen als „Marktschreier" ihre Mittel mit lauter Stimme, führten Schauspiele auf, tanzten auf dem Seil, zogen mit Dudelsack und Fiedel singend und erzählend in den Straßen umher, wahrsagten und erbettelten oder stahlen Speise, Trank und einen Zehr- pfennig. Manches Volkslied über den Wein und das Wandern, der Liebe Lust und Leid, der Kriegsthaten Ruhm und Fährlichkeit stammt von ihnen. Sie waren gefürchtet, denn mit giftiger Zunge sangen sie die Schande der „Kargen" und priesen die Freigebigkeit der „Milden". Siedelten sie sich irgendwo an, so wurde ihnen ein abgelegener Winkel zugewiesen. Sie galten als unehrlich und durften nur unehrliche Ge- werbe, z. B. als Totengräber, Scharfrichter, Schinder, Gassenkehrer, Häscher und dgl., betreiben. 7. Die Baukunst. Der gotische oder germanische Spitzbogen- stil entwickelte sich nach dem romanischen Rundbogenstil im 13. und 14. Jahrhundert zur höchsten Blüte. Der romanische Stil, der be- sonders im 11. und 12. Jahrhundert blühte, ist aus dem altrömischen Stile, dem sogenannten Basilika-Stile (die ersten christlichen Kirchen sind in diesem Stile gebaut), hervvrgegangen. An die Stelle der flachen Decke der altchristlichen Kirche ist das halbkreisförmige Kreuzgewölbe getreten; statt eines Tur- mes finden sich jetzt mehrere Türme; die Fensteröffnungen, Portale, Säulenkapitäle sind „rundbogig". Die ältesten romanischen Bauten sind am Rhein (die Dome zu Speier, Worms und Mainz) und im alten Sachsenlande (Kaiserhaus zu Goslar) aufgeführt worden. Der gotische Stil suchte in seinen Bauwerken den deutschen Urwald nach- zuahmen, so daß die Tempel gleichsam in Stein erstarrte heilige Haine sind. Die schlanken Säulen tragen die Kapitäle gleich Baumgipfeln, und in edlem Schwünge neigen sie sich in Bogenwölbungen
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