1899 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittlere Mädchenschule, Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Könige feindlich gesinnt. In der größten Not kam wunderbare Hilfe
durch eine Jungfrau.
3. Die begeisterte Jungfrau verhieß Hilfe. In dem lothringischen
Dorfe Domremy lebte der Bauer Thibaut d'arc. Seine Tochter Jo-
hanna war ein stilles, schwärmerisches Mädchen. Als sie von der Not
des Königs und des Vaterlandes hörte, flehte sie Gott
inbrünstig um Rettung an und hing beim Weiden ihrer
Herden unablässig dem Gedanken nach, wie dem Könige
in seiner Not zu helfen sei. Da sah sie in ihren
Träumen unter ihrem Lieblingsbaume den Erzengel
Michael erscheinen, der sie zur rettenden That auf-
forderte; ihre Gedanken und Träume wurden ihr zu
göttlichen Offenbarungen. Sie verließ ihre Herden, ließ
sich von einem Oheim zu dem Befehlshaber der nächsten
Stadt führen und teilte ihm die göttliche Botschaft mit
(1429). Dieser verlachte sie anfangs, wurde aber dann
durch ihre unerschütterliche Festigkeit besiegt und beschloß,
sie zum Könige geleiten zu lassen. Das begeisterte Volk
gab der Jungfrau ein Pferd, Waffen und männliche
Kleidung, und zwei Rittex geleiteten sie unter vielen
Gefahren zu dem Könige. Diesem sagte sie, daß Gott
sie berufen habe, Orleans zu befreien und den Karf
König zur Krönung nach Reims zu führen. einemminiatur-
Der König stellte sie vielfach auf die Probe, um sich zu Gemälde. W.
überzeugen, ob sie nicht eine Betrügerin oder Zauberin sei, aber sie
bestand in allen Stücken die Prüfung.
4. Sie verrichtete Thaten des Mutes und Edelsinns. Nun
stellte sich die Jungfrau mit einer weißen Fahne in der Hand an die
Spitze eines Heerhaufens, den sie in strenger Zucht hielt, und zog gegen
die Engländer vor Orleans. Sie begann den Sturm auf die Boll-
werke, und obgleich ein Pfeil sie traf, trieb sie doch die Feinde zurück
und entsetzte das halbverhungerte Orleans. Diese That hob den ge-
sunkenen Mut der Franzosen; Gelder und Truppen strömten zur Hilfe
herbei; der Jungfrau küßte man dankbar Kleider und Füße. Sie bewog
nun den König, mitten durch das von Engländern besetzte Gebiet nach
Reims zu ziehen und sich krönen zu lassen. Viele Städte und Schlösser
auf dem Wege nahm sie mit Sturm. Einmal wurde ihr der Helm
zerschmettert und sie selbst in einen Graben gestürzt, aber ihr Heldenmut
blieb unerschütterlich. Dabei ließ sich ihr rein menschliches Gefühl, ihr
kindliches Wesen auch im Kriegsgetümmel nicht ersticken. Beim Anblick
der vielen Leichen brach sie in Thränen aus. Ein Soldat hieb neben
ihr unbarmherzig einen Engländer nieder, der um Gnade flehte. „Böser
Franzose!" rief Johanna erschüttert aus. Sie sprang vom Pferde,
richtete dem Verwundeten den Kopf auf, pflegte und tröstete ihn und
erleichterte ihm seine Sterbestunde. So heldenhaft sie war, so weich
und weiblich empfand sie doch. Bei der Krönung stand sie mit ihrer
Fahne an der Seite des Königs. Nach der Feier umfaßte sie seine
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