1899 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittlere Mädchenschule, Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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\53. Albrecht Dürer.
Nach dem Selbst-Bildnis in
München. W.
l5^. Peter vischer.
Nach seinem Bilde auf dem Sebaldus-
Grabe in Nürnberg.
Klöster wurden gestiftet und ausgestattet, herrliche Kirchen gebaut, große
Glocken in die Türme gehängt, die Kirche mit Altarbildern, Heiligen-
statuen, Weihrauchfässern, Leuchtern und Kelchen geschmückt, die Priester
in prunkvolle Gewänder gehüllt u. s. w. Die Frömmigkeit zeigte sich
in feierlichen Prozessionen, Wallfahrten nach „Gnadenorten", in frommen
Gelübden, Schenkungen an Kirchen und Klöster, Almosengeben an Be-
dürftige, Stiftung von Kranken- und Siechenhäusern, Abbeten des Rosen-
kranzes, Erwerb von Ablässen u. s. w. Um edle Sitte und Sittlichkeit
war es aber oft schlimm bestellt. Besonders in Fehden und Kriegen
wurden die größten Greuelthaten begangen.
Das häusliche Leben hatte an Behaglichkeit gewonnen. Die
Städte waren alle gegen den Ansturm von Feinden in den endlosen
Fehden durch Wall und Graben, Türme und Thore geschützt. Zieh-
und Laufbrunnen spendeten Wasser. Fließwasser spülte Schmutz und
Abfälle fort. Ja, gepstastert wurden die Hauptstraßen in reicheren
Städten. Mehr und mehr erstanden stattliche Steinhäuser mit allerlei
Schmuck und Inschriften. Die Fenster waren vergittert, die Scheiben
rund, und dahinter standen blühende Topfgewächse. Thönerne Kachel-
öfen mit allerlei Bildwerk und Schrift erwärmten im Winter die Wohn-
zimmer, kunstvoll geschnitzte Hausgeräte machten sie wohnlich. Auf ge-
kreuzten Beinen in der Mitte des Zimmers stand der große Eichentisch,
darum die Stühle mit geschnitzten Lehnen. Auf Gesimsen an den Wänden
standen zierliche und kostbare Leuchter, Krüge und andere Geräte. An
Speise und Trank ließ man es nicht fehlen. Statt Kaffee und Thee
gab es Morgen- und Abendsuppen. Kartoffeln waren noch unbekannt.
Die Kochkunst ersann allerlei neue Gerichte. Fremde Gewürze, auch
Zucker, wurden reichlich verwandt, an den vielen Fasttagen allerlei Fische
auf den Tisch gebracht. Gabeln waren noch nicht bekannt; die Messer
gingen oft von Hand zu Hand. Die Tischgeräte waren von Zinn oder
Silber. Man trank ein einfaches Hausbier, aber auch fremde Weine.