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1899 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittlere Mädchenschule, Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Alleinherrscher sein, um sein Volk desto mehr zu beglücken. Wie weit
das Recht der Stände in den einzelnen Landesteilen (in Kleve, Preußen
und Brandenburg) ging, erhellt daraus, daß sie dem Kurfürsten die
Steuern, die Truppenwerbung uni) die Aufnahme kurfürstlicher Soldaten
verweigern konnten. In wenigen Jahren hatte der Kurfürst die schlimmsten
Spuren des großen Krieges beseitigt und sein Ansehen in und außer
dem Lande befestigt.
4. Der glückliche Gatte. Zwei Jahre vor dem Westfälischen Frieden
vermählte sich Friedrich Wilhelm mit der ebenso schönen wie gebildeten
und edlen Luise Henriette von Oranien, der Tochter des niederländischen
Statthalters. Sie wurde eine rechte Gehilfin
ihres Mannes, eine wahre Mutter ihrer Unter-
thanen und eine sorgfältige Erzieherin ihrer
Kinder. In der Zeit der Sittenlosigkeit an
den Höfen erhielt sie in Berlin einen ehrbaren,
christlichen Hausstand, der dem ganzen Lande
ein Muster war. Ihre edlen Eltern hatten
sie trefflich erzogen. Durch Anmut, Güte und
Leutseligkeit gewann sie alle Herzen. In
der stillen Zurückgezogenheit des Hauses lernte
und übte sie alle Pflichten der Wirtschaft und
Haushaltung. Die Vermählung erfolgte mit
\99. Luise Henriette. großer Pracht. Doch lange noch blieb die
junge Gattin bei ihrem todkranken Vater im
Haag und pflegte ihn. In Kleve verlebte das junge Paar 2 glückliche
Jahre. Doch auch das Leid fehlte nicht. Das erste Söhnlein starb zum
großen Schmerze der Eltern. Trost fand die betrübte junge Mutter im
Gebete, in Gottes Wort und in dem herrlichen Begräbnisliede: „Jesus,
meine Zuversicht —", das ihr eigenes genannt wird.
Erst lange nach Abschluß des Westfälischen Friedens hielt das kur-
fürstliche Paar seinen Einzug in Berlin. Vorher beseitigte der Kurfürst
so viel als möglich die Spuren der Verwüstung, ließ das Schloß aus-
schmücken, den Lustgarten in holländischem Geschmack anlegen und die
Linden anpflanzen. Es sah damals schrecklich in der Residenz des
Kurfürsten aus. An Schutthaufen und Brandstätten war kein Mangel.
Die Schweine liefen auf den Straßen umher und wühlten tiefe Löcher.
Zu Hofe ging man durch den Schlamm und Schmutz auf Stelzen.
Eine besonders gesegnete Wirksamkeit entfaltete die (junge Kurfürstin in
Oranienburg, das früher Bötzow hieß und ihr zu Ehren so genannt
wurde. Hier sorgte sie mütterlich für ihre Untergebenen und regte durch
Viehzucht, Garten- und Ackerbau auf ihren Besitzungen überall zu nütz-
licher Thätigkeit an. Um alle Zweige der Wirtschaft bekümmerte sie
sich und führte Buch darüber. Zu den Bauten entwarf sie selbst
Zeichnungen. In den Gartenanlagen wies sie selbst den Bäumen
ihre Plätze an. In die Karpfenteiche setzte sie Fische und überwachte
ihre Pflege. Zur besseren Verwertung der Milch legte sie eine Mol-
kerei an. Sie ließ die ersten Kartoffeln anbauen und sogar eine