1899 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittlere Mädchenschule, Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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(1679). Als er nach langem Widerstreben endlich die Feder zur Unter-
schrift ansetzte, da wünschte er seufzend, nie schreiben gelernt zu haben.
Beim Friedensschlüsse ließ er über das Psalmwort predigen: „Es ist
gut auf den Herrn vertrauen und sich nicht verlassen auf Menschen."
Einer Denkmünze gab er die Umschrift: „Möge einst aus meiner Asche
ein Rächer entstehen!"
7. Der weise Landesvater. Der große Kurfürst zeigte seine
Größe nicht bloß in Thaten des Krieges und der Staatskunst, sondern
auch in Werken des Friedens und der inneren Verwaltung. Sein Wille
leitete den ganzen Staat. Aus den getrennten Landesteilen schuf er
eine staatliche Einheit. Seine Anordnungen führten seine Beamten
gleichmäßig durch, ob sie als Brandenburger in Kleve oder als Preußen
in Brandenburg arbeiteten und wirkten. Die verschleuderten und ver-
pfändeten Domänen wurden zurückgefordert und eingelöst. Ihre Ein-
nahmen steigerten sich bald durch bessere Bewirtschaftung. Von ihnen
wurden der Hof und die Beamten unterhalten. Die Ae eise in den
Städten und die alte Grundsteuer des platten Landes bestritten haupt-
sächlich die Heeresausgaben. Das Heer wurde meist im Jnlande ge-
worben und zeichnete sich durch äußere und innere Tüchtigkeit vor allen
anderen Heeren aus. Wie der große Kurfürst für die Staatsverwaltung,
für die Finanzen und das Heer sorgte, so bekümmerte er sich auch um
alle Zweige des öffentlichen Lebens, um Industrie, Handel,
Gewerbe, Kunst und Wissenschaften, ja auch um das Schulwesen.
Sein lebhaftes Interesse blieb stets dem Land- und Gartenbau zu-
gewandt, welchem er in allen Stücken aufzuhelfen trachtete. Entlassene
Soldaten mußten sich auf wüsten Stellen anbauen. Sie erhielten freies
Bauholz und allerlei Vergünstigungen. Kein Bauer durfte damals heiraten,
bevor er nicht sechs Obstbäume veredelt und ebenso viele Eichbäume ge-
pflanzt hatte. Durch Pfälzer führte er den Tabakbau ein. Das Hand-
werk hob er durch Herbeiziehung geschickter Ausländer. Zur Hebung des
Gewerbfleißes trugen nicht wenig die französischen Protestanten bei,
die er nach ihrer Flucht aus Frankreich ausgenommen hatte. Er suchte die
harten Zunftgesetze der Handwerker zu mildern, indem er befahl, weniger
auf die Abstammung als auf die Tüchtigkeit bei der Aufnahme in die Zünfte
zu achten. Glashütten, Eisenhämmer, eine Gewehrfabrik, eine Zucker-
siederei, Wollen-, Leinen- und Seidenwebereien und andere Fabriken
wurden angelegt, Wege, Brücken und Dämme zur Belebung des Verkehrs
und Handels gebaut. So entstand der Friedrich-Wilhelms-Kanal
zwischen Oder und Spree. Durch das Verbot, ausländische Waren ein-
zuführen, gedachte er die einheimische Industrie zu heben. Auch eine
eigene Post führte er ein zum großen Ärger des Grafen Thurn und Taxis,
der das ganze Postwesen des Reiches in Händen hatte. Die bestehenden
Universitäten zu Königsberg und Frankfurt an der Oder förderte
er wesentlich und errichtete eine neue zu Duisburg (jetzt in Bonn).
Die königliche Bibliothek und eine Kunstkammer zu Berlin wurden
von ihm begründet. Auch erschien unter ihm die erste gedruckte Zeitung
in Brandenburg, „Avisen" betitelt. Berlin wurde von ihm durch neue
Polack, Geschichtsbilder. 17. Aufl. Ausg. B f. Mädchensch. 17