1899 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittlere Mädchenschule, Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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mußte sie im stillen weinen, denn Feinde und Verleumder umgaben sie
und hinterbrachten dem Könige jedes verdächtige Wort und jede unzu-
friedene Miene. Doch auch der giftigste Neid, ja der Haß der Main-
ten on konnte ihr nichts anhaben. Klar und wahr, heiter und mutig,
fromm und sittenrein ging sie auf dem schwankenden Hofboden durch
den Schwarm der Laurer und Gegner. Ludwig vertraute ihr voll-
kommen und sagte einst bei einer Anschuldigung: „Seit 10 Jahren
sehen alle Menschen, daß niemand weniger gefallsüchtig ist als Sie;
deshalb können alle Feinde sagen, was sie wollen, es kann keinen großen
Eindruck auf mich machen!" Ihre Freunde und die deutsche Heimat
hat sie nie wiedergesehen, nur in ihren Träumen. Die Revolution in
Frankreich sah sie voraus, ahnte aber nicht, welche Rolle dabei ihr Nach-
komme „Philipp Egalite" spielen würde. Noch wohnte sie der Krönung
des „königlichen Kindes", Ludwigs Xv., bei, kehrte aber entkräftet heim
und starb gottergeben in St. Cloud. Ihre Leichenrede hielt der be-
rühmte Kanzelredner Massillon und sprach dabei das schöne Wort:
„Ihr Charakter ist ihr Lob!" Liselotte ist im fremden Lande eine
deutsche Frau geblieben, auf die wir stolz sein können.
Fragen: Welches war das Ziel der französischen Staatsmänner im 17.
Jahrhundert? — Welche Umstände in Frankreich und Europa erleichterten
Ludwig Xlv. seine großen Erfolge? — Weshalb kam das deutsche Reich stets
zu kurz, auch in den Friedensschlüssen? — Welches war das Ende des Glanzes von
Ludwigs Xiv. Regierung? — Wie hat Liselotte die deutsche Ehre gewahrt?
— Was that Frau von Maintenon für die Mädchenerziehung? — Was ent-
halten Racines „Athalie" und „Esther"? — „Bei Höchstedt" von Geibel.
78. Die Türken vor Wien (1683) und die Kultur an der
wende des 17. Jahrhunderts.
1. Die Türken werden von den Ungarn herbeigerufen. Die
alten Feinde im Osten, die Türken, machten dem schwachen Kaiser
Leopold I. viel zu schaffen. Sie hatten seit langer Zeit Nieder-Ungarn 1658
in ihrem Besitz und waren nur durch eine
große Niederlage an derraab von weiterem
Vordringen abgehalten worden. Damals
versuchte der Kaiser, den protestantischen
Ungarn die alte freie Verfassung zu nehmen, [q
und bedrückte sie in harter Weise. Dies "
ries einen Aufstand hervor, dessen Führer
der kühne Graf Emmerich Tököly war.
Er wandte sich an den türkischen Sultan
um Beistand. Dieser verstand sich dazu,
nachdem ihn auch Frankreichs Gesandter
gegen Österreich aufgestachelt hatte. Ein
gewaltiges Türkenheer von mehr als 200000
Mann unter dem Vezier Karamustapha drang gegen Wien vor.
Kaiser flüchtete über Hals und Kopf und ließ seine Hauptstadt in der
größten Verwirrung zurück. Zum Glück zögerten die Türken mit dem
Angriff und ließen dem tapferen und unermüdlichen Rüdiger von
206. Kaiser Leopold I.
Der