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1899 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittlere Mädchenschule, Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
die gemeinen Späße der „Tabakskollegen" widerten den Kronprinzen
an. Viel lieber studierte er gute Bücher, versuchte sich im Dichten und
übte -— unter Anleitung des berühmten Quanz aus Dresden — das
Flötenspiel. Ärgerlich rief der König aus: „Fritz ist ein Querpfeifer
und Poet; er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir meine
ganze Arbeit verderben!"
2. Wie er sich mit seinem Vater entzweite. Die Abneigung
wuchs, als Friedrich nach einem Besuch in Dresden aus Abwege geriet,
höchst leichtsinnig lebte und nach dem Plane seiner Mutter, aber gegen
den Willen seines Vaters eine englische Prinzessin heiraten wollte.
Nicht selten schalt der König den Kronprinzen in Gegenwart von Hof-
leuten aufs heftigste aus, ja mißhandelte ihn. Er nannte ihn einen
elenden Feigling, der weder Ehre noch Mut genug habe, um davon zu
laufen. Da faßte Friedrich den Plan, sich vor solcher Behandlung
durch die Flucht nach England zu retten. Er zog den Lieutenant von
Katte ins Vertrauen. Eine Reise des Königs an den Rhein schien eine
erwünschte Gelegenheit zu bieten. Der Kronprinz teilte Katte seinen
Fluchtplan brieflich mit. Der Brief wurde aber wegen der ungenauen
Adresse an einen andern Katte abgegeben und von diesem an den König
geschickt. Inzwischen war der Fluchtversuch mißglückt. Der König hatte
zu Steinfurt bei Mannheim übernachtet, der Kronprinz aber in einer
Scheune sein Quartier genommen. In der Nacht wollte er sich eben
auf ein Roß schwingen, als ihn das wachsame königliche Geleite daran
hinderte. Der Zorn des Königs brach wie ein entfesselter Orkan los. Er
ließ „den feigen Deserteur ohne Ehre" auf ein Rhcinschiff bringen und
schlug ihn mit dem Stocke blutig. Zu Wesel zog er sogar in der Wut
über Friedrichs Antworten den Degen gegen ihn. Der General von
Mosel aber warf sich zwischen beide und rief: „Majestät, durchbohren
Sie mich, aber schonen Sie Ihres Sohnes!" Friedrich wurde nun
nach Küstrin in enge Haft gebracht und Katte vor seinem Fenster
hingerichtet. Ein Kriegsgericht weigerte sich, über den Kronprinzen einen
Spruch zu fällen, da sein Vergehen keine Fahnenflucht sei. Major von
Buddenbrock entblößte seine Brust und rief: „Wenn Ew. Majestät
Blut verlangen, so nehmen Sie meines, das Ihres Sohnes bekommen
Sie nicht, solange ich reden darf!"
3. Wie Vater und Sohn sich versöhnten. In Küstrin trat
allmählich eine Sinnesänderung in dem Prinzen ein; in seiner Abge-
schlossenheit gelangte er zur Selbstprüfung und hatte an dem wackern
Feldprediger Müller einen treuen Mahner und Berater. Nach und
nach milderte sich der Unwille des Königs, besonders da ihm der Feld-
prediger Müller die besten Berichte über das Verhalten des Kronprinzen
erstattete. Dieser mußte als Hilfsarbeiter in die Kriegs- und Domänen-
kammer eintreten und lernte so von unten auf alle Zweige der Ver-
waltung kennen. Nach einem schweren Jahre gestattete ihm der König
am Hochzeitsfeste seiner Lieblingsschwester Wilhelmine die Rückkehr nach
Berlin. Er sank seinem Vater zu Füßen und wurde gütig aufgehoben.
Auf den Wunsch seines Vaters vermählte sich Friedrich mit Elisabeth