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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 283

1899 - Gera : Hofmann
die gemeinen Späße der „Tabakskollegen" widerten den Kronprinzen an. Viel lieber studierte er gute Bücher, versuchte sich im Dichten und übte -— unter Anleitung des berühmten Quanz aus Dresden — das Flötenspiel. Ärgerlich rief der König aus: „Fritz ist ein Querpfeifer und Poet; er macht sich nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben!" 2. Wie er sich mit seinem Vater entzweite. Die Abneigung wuchs, als Friedrich nach einem Besuch in Dresden aus Abwege geriet, höchst leichtsinnig lebte und nach dem Plane seiner Mutter, aber gegen den Willen seines Vaters eine englische Prinzessin heiraten wollte. Nicht selten schalt der König den Kronprinzen in Gegenwart von Hof- leuten aufs heftigste aus, ja mißhandelte ihn. Er nannte ihn einen elenden Feigling, der weder Ehre noch Mut genug habe, um davon zu laufen. Da faßte Friedrich den Plan, sich vor solcher Behandlung durch die Flucht nach England zu retten. Er zog den Lieutenant von Katte ins Vertrauen. Eine Reise des Königs an den Rhein schien eine erwünschte Gelegenheit zu bieten. Der Kronprinz teilte Katte seinen Fluchtplan brieflich mit. Der Brief wurde aber wegen der ungenauen Adresse an einen andern Katte abgegeben und von diesem an den König geschickt. Inzwischen war der Fluchtversuch mißglückt. Der König hatte zu Steinfurt bei Mannheim übernachtet, der Kronprinz aber in einer Scheune sein Quartier genommen. In der Nacht wollte er sich eben auf ein Roß schwingen, als ihn das wachsame königliche Geleite daran hinderte. Der Zorn des Königs brach wie ein entfesselter Orkan los. Er ließ „den feigen Deserteur ohne Ehre" auf ein Rhcinschiff bringen und schlug ihn mit dem Stocke blutig. Zu Wesel zog er sogar in der Wut über Friedrichs Antworten den Degen gegen ihn. Der General von Mosel aber warf sich zwischen beide und rief: „Majestät, durchbohren Sie mich, aber schonen Sie Ihres Sohnes!" Friedrich wurde nun nach Küstrin in enge Haft gebracht und Katte vor seinem Fenster hingerichtet. Ein Kriegsgericht weigerte sich, über den Kronprinzen einen Spruch zu fällen, da sein Vergehen keine Fahnenflucht sei. Major von Buddenbrock entblößte seine Brust und rief: „Wenn Ew. Majestät Blut verlangen, so nehmen Sie meines, das Ihres Sohnes bekommen Sie nicht, solange ich reden darf!" 3. Wie Vater und Sohn sich versöhnten. In Küstrin trat allmählich eine Sinnesänderung in dem Prinzen ein; in seiner Abge- schlossenheit gelangte er zur Selbstprüfung und hatte an dem wackern Feldprediger Müller einen treuen Mahner und Berater. Nach und nach milderte sich der Unwille des Königs, besonders da ihm der Feld- prediger Müller die besten Berichte über das Verhalten des Kronprinzen erstattete. Dieser mußte als Hilfsarbeiter in die Kriegs- und Domänen- kammer eintreten und lernte so von unten auf alle Zweige der Ver- waltung kennen. Nach einem schweren Jahre gestattete ihm der König am Hochzeitsfeste seiner Lieblingsschwester Wilhelmine die Rückkehr nach Berlin. Er sank seinem Vater zu Füßen und wurde gütig aufgehoben. Auf den Wunsch seines Vaters vermählte sich Friedrich mit Elisabeth
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