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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 284

1899 - Gera : Hofmann
284 von Braunschweig-Bevern, einer Nichte des Kaisers. Er hat die auf- gedrungene Gattin zwar stets geehrt, aber nie geliebt. Sie war eine Heldin im stillen Dulden und im Wohlthun und eine begeisterte Ver- ehrerin ihres großen Gatten. Ihr Schwiegervater nennt sie „nicht häß- lich und nicht schön", bescheiden und eingezogen, „wie Frauen sein müssen", gottesfürchtig und verträglich. Friedrich selbst äußerte einem Ver- trauten gegenüber: „Ich habe sie nie geliebt, aber ich müßte der schlechteste Mensch ans der Welt sein, wenn ich sie nicht wahrhaft Hochhalten wollte; denn sie ist von sanftem Gemüt, so gelehrig, wie man nur wünschen kann, und bis zum Überfluß gefällig und nachgiebig, indem sie mir schon von weitem mit dem zuvorkommt, was mir Freude bereiten kann." Der König schenkte ihm das Schloß Rheinsberg bei Ruppin, wo er im Kreise heiterer Freunde ein genußreiches Leben führte. Er musizierte, versenkte sich in die Werke der Dichter, versuchte sich selber als Schriftsteller, knüpfte mit berühmten Männern der Wissenschaft und Kunst Verbindungen an und studierte die Kriegs- und Staatswissenschaft. Mehrere Schriften aus jener Zeit bekunden die tiefe Einsicht Friedrichs in politische Fragen und in die Pflichten eines Regenten. Nachstehende Worte daraus sind die Grundsätze für seine Regierung geblieben: „Die Fürsten sind einzig dazu eingesetzt, daß sie für die öffentliche Wohlfahrt sorgen. — Der Fürst ist daher nicht der unumschränkte Herr, sondern nur der erste Diener des Staates. — Der Fürst soll das Glück des Volkes, das Volk der Ruhm des Fürsten sein. — Ein redlicher Fürst ist wie ein Vormund; er ist nur der Verwalter des öffentlichen Ver- mögens und hat seinen Unterthanen Rechenschaft darüber abzulegen." — Immer mehr lernte der König den Wert seines Sohnes schätzen, und immer besser wurde das Verhältnis zwischen Vater und Sohn. Auf seinem Totenbette umarmte er den Kronprinzen mit Thränen in den Augen und rief: „Mein Gott, ich sterbe zufrieden, da ich einen so würdigen Sohn und Nachfolger hinterlasse!" 1740 4. Wie Friedrich im ersten schlesischen Kriege (1740—1742) Schlesien eroberte. Mit 28 Jahren bestieg Friedrich den Thron seines Vaters. „Für den Ruhm und das Vaterland!" war sein Wahl- spruch. Seine ersten Regierungshandlungen waren Wohlthaten. Er schaffte die Folter ab, ließ den Armen Getreide aus den königlichen Magazinen billig verkaufen und löste die Truppe der „langen Kerls" auf. Im Jahre 1740 starb auch Kaiser Karl Vi., der die öster- reichischen Lande ungeteilt aus seine Tochter Maria Theresia vererben wollte. Der Kurfürst Karl Albert von Bayern meinte aber nähere Ansprüche zu haben und rückte in Böhmen und Österreich ein, wobei ihn die Franzosen unterstützten. Da glaubte Friedrich den Zeitpunkt gekommen, das von Joachim Ii. durch einen Erbvertrag erworbene Recht auf Liegnitz, Brieg, Wohlan und Jägerndorf zur Geltung . zu bringen. Plötzlich ließ er im Winter ein Heer von 28 000 Mann über die Grenze in Schlesien einrücken und nahm den größten Teil des wehrlosen Landes ein. „Ich bin über den Rubikon gegangen," schrieb er damals. „Ich will untergehen oder Ehre von dieser Unternehmung
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