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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 294

1899 - Gera : Hofmann
294 den Staatsmagazinen und Kavalleriepferde zu Ackergäulen. In die ent- völkerten östlichen Provinzen zog er Ansiedler ans andern Ländern „ohne Ansehen der Religion oder Nation". Im ganzen sind gegen 300000 Menschen eingewandert und an 300 Dörfer neu aufgebant worden. Sie erhielten Bauplätze mit Hof und Garten, Vorschüsse zu niedrigen Zinsen, längere Befreiung von Steuern und Lasten und un- entgeltlich Bürger- und Meisterrecht. Die Holländer mußten sich mit der Viehzucht, die Pfälzer mit Obst- und Gartenbau, die Italiener mit Seidenbau befassen. Der Kartoffelbau wurde eingebürgert, hier und da durch Zwang, weil die Bauern mit den fremden Knollen nichts anzufangen wußten. Klee und Lupinen wurden (auf Sandboden) an- gebaut und zur Verbesserung der Schafzucht das spanische Edelschaf eingeführt. Gegen die Beschädigung der Felder durch Wild erließ er scharfe Verordnungen. Den Amtleuten und den Gutsherrschaften befahl er, die Bauern menschlicher zu behandeln und wöchentlich nur 3 Tage Hof- und Frondienste zu beanspruchen. Durch Kornmagazine, die in reichen Jahren billig gefüllt wurden, und durch das Verbot der Getreide- ausfuhr in teuern Jahren beugte er einer Hungersnot vor. Das Oder-, Warthe-, Netzebruch und andere Sumpfgegenden ließ er trocken legen und in blühende Felder und Wiesen umwandeln. „Da habe ich mitten im Frieden eine Provinz gewonnen!" rief er voll Freude. ä) Den Gewerbfleiß regte er an. Wie den Landbau, so förderte er die Gewerbthätigkeit, indem er die schon bestehenden Gewerbe verbesserte und neue einzuführen bestrebt war. Wie sein Vater munterte er Unternehmungslustige zur Anlegung von Fabriken auf und steuerte selbst Geld dazu bei. So kamen zu den alten viele neue Eisen- und Stahlfabriken, Wollspinnereien (in den märkischen Dörfern) und Tuch- fabriken. Es entstanden Papierfabriken, Zuckersiedereien, Porzellan- und Seidenfabriken, Baumwoll- und Leinwandwebereien (in Schlesien). Zum Schutz der inländischen Industrie ließ er die Erzeugnisse fremder Länder bei ihrer Einführung in Preußen hoch besteuern (Schutzzölle). Die von ihm gestiftete Bank sowie die Seehandlungsgesellschaft sollte Kauf- leuten und Gewerbetreibenden gegen mäßige Zinsen Geldvorschüsse zu ihren Unternehmungen, auch in fremden Ländern, gewähren. Den Handel suchte er durch verbesserte Wege, durch Kanäle und Häfen zu heben. Der Plauensche, Finow- und Bromberger Kanal und der Seehafen Swinemünde sind sein Werk. Überall war sein scharfes Auge und seine helfende Hand. a) Die Rechtspflege gestaltete er einfach und parteilos. Besonderes Lob verdient seine Rechtspflege. Carmer und andere Rechtsgelehrte arbeiteten das „Allgemeine Landrecht" aus, das 1794 in Kraft trat. Parteilichkeit der Richter bestrafte er unbarmherzig mit Absetzung. An sie erging der Befehl: „Die Richter müssen wissen, daß der geringste Bauer, ja der Bettler ebensowohl ein Mensch ist wie Seine Majestät, und daß ihm alles Recht widerfahren muß, indem vor dem Gesetz alle Leute gleich sind. Ungerechte Richter sind schlimmer und gefährlicher als eine Diebesbande!" Für jedermann sollte ohne
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