1899 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittlere Mädchenschule, Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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Ansehen der Person und ohne große Kosten eine „kurze und unparteiische
Justiz" gehandhabt werden. Das Prozeßverfahren vereinfachte er; die
unmenschlichen Strafen schaffte er ab. Er selber beugte sich willig dem
Gesetze.
f) Die Volksbildung hob er. Tief in Dummheit und Aber-
glauben steckte damals das Landvolk. Um das Schulwesen stand es
sehr schlecht. Die meisten Schulhäuser waren elende Hütten, die meisten
Lehrer unwissende Kammerdiener, ungeschickte Handwerker und ausgediente
Soldaten. Für die Volksbildung sorgte der König durch eine neue
Schulordnung (General-Landschul-Reglement). Sie regelte die Schul-
pflicht, den Schulbesuch und den Unterricht. Durch Gründung einiger
Lehrerseminare sollte ein brauchbarer Lehrerstand herangebildet werden.
In Berlin wurde die erste Realschule errichtet.
g) Die Künste förderte er. Für die Künste, namentlich die
Ton-, Bildhauer- und Baukunst, hatte Friedrich großes Interesse. Er
stellte fremde Sänger aus Italien an seiner Hofbühne an und erbaute
das Opernhaus, die königliche Bibliothek, Sanssouci und das
Neue Palais. Seinen besten Generalen errichtete er schöne Stand-
bilder. Den Tiergarten verwandelte die Gärtnerkunst in einen herrlichen
Park. Von der deutschen Sprache und Litteratur hielt er nicht viel.
Seine Vorliebe erstreckte sich auf die französische Litteratur. Er
schrieb selbst mehrere Werke in französischer Sprache.
h) Das Heer hielt er auf seiner Höhe. Die Hebung und
Verbesserung des Heerwesens lag ihm ganz besonders am Herzen.
Er ließ Festungen umbauen und die Artillerie vermehren und förderte
die Kriegstüchtigkeit und Schlagfertigkeit durch zahlreiche Heeresübungen
und seine strengen Besichtigungen. Das Heer (zuletzt 200000 Mann)
bestand etwa zu einem Drittel ans Landeskindern (meist aus dem
Bauern- und niederen Bürgerstande), der Hauptteil war geworben.
Dem Adel gab er die Offizierstellen und bevorzugte ihn auch bei der
Besetzung der höheren Beamtenstellen. Die Bürger sollten Gewerbe,
Handel und Industrie treiben.
8. Wie der große König aussah und lebte. Der „alte Fritz"
war von kleiner, magerer, nach vorn gebeugter, aber behender Gestalt.
Kinnladen und Nase standen etwas vor. Aus dem Antlitz blitzten
durchdringende graublaue Augen. Sein Gang war rasch und stolz,
sein Körper abgehärtet, seine Kleidung sehr einfach. Meist trug er
einen blauen Soldatenrock mit roten Aufschlägen, der stets Spuren von
Schnupftabak aufwies, einen alten dreieckigen Hut und lange, ungewichste
Reiterstiefel. In der Hand hatte er einen Krückstock, der zugleich als
Reitstock diente, und in der Tasche eine Tabaksdose. Auf seinen Gängen
war er meist von schönen Windhunden umgeben. Seine Zeit war
sorgfältig eingeteilt. Um vier Uhr morgens stand er auf. Bis zum
Frühstücke las er eingegangene Berichte und versah sie mit seinen treffenden
Randbemerkungen; um 7 Uhr erschienen die Minister und die Kabinetts-
sekretäre, denen er Weisungen zur Ausarbeitung der Bescheide gab.
Dann schrieb er Briefe, gab Audienzen und besuchte die Parade. Bei