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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 297

1899 - Gera : Hofmann
297 verminderte die Staatsschulden und brachte Ordnung in die Finanzen, stellte allerlei Mißbräuche ab, wie z. B. die Hexenprozesse, beseitigte die Tortur und die grausamen Todesstrafen, erleichterte die Leibeigen- schaft und die harten Frondienste der Bauern, verbesserte die Armee durch Daun, hob den Volksunterricht, gründete Erziehungs- und Wohl- thätigkeitsanstalten und förderte Handel und Gewerbe durch Wege und Kanäle, durch Verbesserung der Schiffahrt und des Postwesens sowie Grün- dung von Baumwollen-, Seiden- und Porzellanfabriken. So fromm sie war, wehrte sie doch den Übergriffen der Geistlichkeit und stellte allerlei kirchliche Mißbräuche ab. Doch unterdrückte und verfolgte sie Juden wie Pro- testanten und achtete Künstler wie Gelehrte gering. Ihrem Gemahl war sie eine treue, liebevolle Gattin, ihren zahlreichen Kindern eine zärtliche, sorgsame Mutter, ihrem Hause eine schlichte, um- sichtige Hausfrau. Ihr Leben war dem Lande ein Muster, ihre Regierung eine Wohlthat. Sie ist die Gründerin des österreichischen Gesamtstaates. — Ihr edler Sohn Joseph Ii. (1780—1790), einer der menschenfreundlichsten Fürsten, eiferte Friedrich Ii. als seinem bewunderten Vorbilde nach. Seine Völker zu beglücken, war sein höchstes Streben. Die Leib- eigenschaft hob er auf; allen Religions- parteien gab er gleiche Rechte; die Volks- 223. Joseph H. bildung förderte und die Zahl der Klöster Nach dem Gemälde von Kymu. beschränkte er. Aber seine Völker waren nicht reif für sein Streben. Dazu verfuhr er allzu hastig und that oft den zweiten Schritt, ehe er den ersten gethan hatte. Zu seinem Schmerz sah er am Ende seines Lebens einen Teil seiner Unterthanen in offener Auflehnung gegen sich und mußte manche von seinen Verordnungen wieder zurücknehmen. Im bayrischen Erbfolge- kriege gewann er das Jnnviertel zwischen Donau, Inn und Salzach. Gegen Österreichs Übergriffe brachte Friedrich den „Fürstenbund" zustande. 11. Wie der große König aus dem Leben schied am 17. August 1786. Immer freudloser wurde das Alter des großen Königs. Seine liebsten Freunde hatte der Tod abgerufen, und die Schmerzen und Leiden des Körpers mehrten sich. Mit den Qualen der Gicht verbanden sich die Beängstigungen der Wassersucht. Aber in der Arbeit und Sorge für sein Land und Volk erlahmte er nicht. Er sagte: „Mein Leben ist auf der Neige; die Zeit, die ich noch habe, muß ich benutzen; sie gehört nicht mir, sondern dem Staate." Und früher einmal: „Hätt' ich mehr als ein Leben, ich wollte es für mein Vaterland hingeben!" Endlich, am 17. August 1786, verließ in Sanssouci der hohe Geist seine 1786 irdische Hülle, die in der Garnisonkirche in Potsdam begraben wurde. Sein Tod bewegte ganz Europa. Ein schwäbischer Bauer soll bei der Nachricht ausgerufen haben: „Wer wird nun die Welt regieren!" Das war die allgemeine Volksstimmung.
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