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1899 -
Gera
: Hofmann
- Autor: Polack, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittlere Mädchenschule, Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Mädchen
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84. Friedrich Wilhelm Ii. von Preußen (1786—1797).
1. Sein Wesen und seine Regierung. Friedrich Wilhelm Ii. war
ein Neffe Friedrichs des Großen, hatte aber weder den Geist noch die
Kraft, den Staat seines großen Oheims auf seiner Ruhmeshöhe zu
erhalten. Er war mild und gütig, aber auch schwach und genuß-
liebeud. Sein Wahlspruch war: „Aufrichtig und standhaft." Er-
hob den Alleinhandel des Staates mit Tabak und Kaffee auf und ent-
fernte die französischen Verwaltungsbeamten, die im Lande sehr verhaßt
waren. Auch beförderte er viele Bür-
gerliche zu höheren Stellen, führte
statt des Anredewortes „Er" das
höfliche „Sie" ein und verwandte
viel Sorgfalt auf das Schulwesen.
Unter ihm wurden die noch heute
bestehenden Bildungsanstalten für Offi-
ziere und Ärzte errichtet. Aber seine
Gutmütigkeit wurde vielfach mißbraucht
und artete in Schwäche, seine Frei-
gebigkeit in Verschwendung aus. Ob-
gleich am Hofe ein üppiges, ja sitten-
loses Treiben herrschte, so wollte man
doch im Lande mit dem alten Glauben
232. Friedrich Wilhelm Ii. auch die alte Sittlichkeit zurückrufen.
Darum erließ der Minister Wöllner ein Edikt, worin er von allen
Geistlichen und Lehrern strenges Festhalten an der Kirchenlehre forderte
und jede willkürliche Auslegung verbot. Dieser Zwang machte viel böses
Blut in jener Zeit der Aufklärung.
2. Der erfolglose Krieg gegen Frankreich. Friedrich Wilhelm
verband sich mit Kaiser Leopold Ii., um den Umsturzgeist in Frank-
reich zu bannen. Preußen und Österreicher rückten unter dem
Herzog Ferdinand von Braunschweig in Frankreich ein. Dieser
rief durch ein drohendes Manifest (Ansprache) den heftigsten Widerstand
der Franzosen hervor. Alles eilte voll Erbitterung zu den Waffen, so
daß das ganze Land einem Heerlager glich. Bis Valmy in der
Champagne drangen die Verbündeten vor; aber nach einer heftigen
Kanonade traten sie den Rückzug an. Schlechte Wege, ungünstiges Wetter,
Mangel, Seuchen und die Begeisterung der Feinde vereitelten den
prahlerischen „Spaziergang nach Paris" gänzlich. Das Revolntionsheer
unter Dnmouriez nahm in unwiderstehlichem Ansturm Belgien,
Custine das feste Mainz. Da brachte der große englische Minister
Pitt eine Vereinigung oder Koalition der meisten europäischen Staaten
zustande, aber auch sie konnten trotz anfänglicher Erfolge nichts ausrichten.
Die „Marseillaise", das eben entstandene feurige Kampflied, singend,
stürzten sich die. oft noch knabenhaften, zerlumpten und ungeschulten
französischen Soldaten mit Todesverachtung auf die Feinde. Die Preußen
mußten sich trotz zweier Siege bei Kaiserslautern über den Rhein